BUND Landesverband Bremen

Nisthilfe für den Fischadler in Bremen aufgebaut

24. März 2021 | Artenschutz, Naturschutz, Schutzgebiete

Nach den Störchen soll jetzt auch der Fischadler nach Bremen zurückkehren

Bisher ist der Fischadler in Bremen nur als unregelmäßiger Nahrungsgast zu beobachten. Das soll sich nun ändern: Mit der Errichtung einer Nisthilfe auf einem Strommast im Naturschutzgebiet Ochtumniederung bei Brokhuchting wird der Versuch gestartet, die Art wieder als Brutvogel in Bremen zu etablieren.

„Die Errichtung der Nistplattform in Brokhuchting Mitte März soll ermöglichen, dass bereits 2021 Fischadler in Bremen brüten“ sagt Martina Wernick, die als Vertreterin der Bremer Naturschutzbehörde für die fachliche Entwicklung des Europäischen Vogelschutzgebietes verantwortlich ist und für die Finanzierung der Maßnahme gesorgt hat. Da sich die Art in Niedersachen weiter nach Westen ausbreitet, stehen die Chancen gut, dass eine Ansiedlung in Bremen gelingen kann.

Früher waren Fischadler in Norddeutschland weit verbreitet und nach Westen bis ins Emsland bekannt1). Durch menschliche Bejagung, Insektengifte wie DDT, die sich in der Nahrungskette anreicherten, und den Verlust geeigneter Horstbäume verschwanden die Bestände in weiten Teilen Deutschlands und damit auch im Bremer Raum. Nur im Nordosten, vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, hielt sich die Art noch. Seit Ende der 1970er-Jahre setzte dann mit dem Verbot einiger Umweltgifte in der DDR eine Bestandzunahme des eleganten Greifvogels ein, die sich bis heute fortsetzt2).

Da einzelnstehende Bäume mit flacher Krone für die Anlage von Nestern größtenteils fehlten, „entdeckte“ der Fischadler Strommasten und andere künstliche Strukturen als geeignete Bruthabitate. Mit der gezielten Errichtung künstlicher Nistplattformen auf diesen Masten und auf Bäumen gelang es deshalb dem Naturschutz, die Bestände deutschlandweit zu stabilisieren und vielerorts auszubauen. Mit der ersten dokumentierten Ansiedlung im Jahre 1991 kehrte der Fischadler aus den östlichen Bundesländern auch nach Niedersachsen zurück und ist dort heute, laut Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Adlerschutz des Naturschutzbund Niedersachen, mit über 20 Paaren vertreten, die fast ausschließlich auf künstlichen Nistplattformen brüten.

Die Ansiedlungserfolge in Niedersachsen und die guten Rahmenbedingungen in den Bremer Schutzgebieten führten bei der Bremer Naturschutzbehörde zu dem Entschluss, in den ausgedehnten Feuchtgrünländern entlang der Ochtum eine Nisthilfe auf einem Strommast der wesernetz GmbH zu montieren. Hier finden die Paare ausreichend Nahrung in Form von Fisch, um ihre Jungtiere groß zu ziehen.

Wichtig für die Wahl des Brutgebietes ist, neben der Verfügbarkeit fischreicher Gewässer in der Umgebung, auch eine möglichst ungestörte Lage des Niststandortes, die dem Adler zudem eine gute Übersicht der Umgebung bietet.

Diese Situation ist im zentralen Bereich des Schutzgebietes „Ochtumniederung bei Brokhuchting“ gegeben. In einem Bereich von einigen hundert Metern um die freistehende Nistplattform herum, finden hier keinerlei Freizeitaktivitäten oder sonstiger regelmäßiger Verkehr statt, so dass die, besonders während der Brutzeit und der Jungenaufzucht zwischen April und Juli, sehr empfindlichen Vögel weitgehend ungestört sind.

Allerdings stellt die Installation des Kunsthorstes in 45 Metern Höhe die Naturschützer vor neue Herausforderungen. „Das Anbringen der Plattform ist ein besonderer Kraftakt und kann nur durch den Einsatz von spezieller Klettertechnik sowie einer sorgfältigen Vorbereitung und Kooperation aller beteiligten Partner gelingen“, berichtet Florian Melles als Projektleiter Naturschutzmaßnahmen bei der städtischen Hanseatische Naturentwicklung GmbH ( h a n e g ). Er verantwortet die Umsetzung der Maßnahme und hat mit der Firma Baum.Haus.Bau ein Bremer Unternehmen gefunden, das sich mit Baumaßnahmen in luftigen Höhen auskennt. Hier wurde die Nisthilfe mit einem Durchmesser von 120 cm und einem Gewicht von ca. 20 kg in den letzten Wochen aus wetterbeständigem Metall hergestellt. Durch die Kletterer der wesernetz GmbH wird sie schließlich vor Ort nahe der Spitze des Hochspannungsmastes montiert. Einmal eingerichtet und von einem Brutpaar besetzt, werden geeignete Nistplätze dann oft jahrelang genutzt.

„Nun muss der Kunsthorst nur noch von einem Fischadlerpaar entdeckt und genutzt werden“, hofft Birgit Olbrich als Initiatorin des Projektes und örtliche Gebietsbetreuerin des BUND. Der Erfolg der Maßnahme wird über die regelmäßigen Brutvogelbeobachtungen im Rahmen des Bremer Schutzgebietsmanagements von der Naturschutzbehörde,  h a n e g  und BUND weiterverfolgt und dokumentiert.

Der Dank aller Beteiligten gilt deshalb besonders der wesernetz GmbH für die Bereitstellung des Strommastes sowie für die Anbringung und zukünftige Wartung der Nisthilfe.

Für alle, die Fischadler beobachten möchten, gibt es noch einen Tipp der Naturschützer: Fischadler sind Zugvögel, die gegen Ende März aus ihren Überwinterungsgebieten südlich der Sahara nach Mitteleuropa zurückkehren und ab Anfang April mit dem Brutgeschäft beginnen. Sollte der Kunsthorst angenommen werden, so lassen sich die Vögel mit etwas Glück im Naturschutzgebiet Ochtumniederung bei Brokhuchting auf Beuteflügen mit einem Fernglas beobachten. Zu erkennen sind Fischadler im Flug an ihrem schlanken Körperbau und im Verhältnis den dazu langen, schmalen Flügeln, die eine Spannweite zwischen 1,30 m und 1,70 m aufweisen. Die Unterseite des Rumpfes ist, mit Ausnahme eines bräunlichen Brustbandes leuchtend weiß, ebenso der Kopf, mit Ausnahme des dunklen Augenstreifens. Die Unterseite der Flügel zeigt sich größtenteils dunkel gebändert auf weißem Grund. Diese Gefiederzeichnung und das aus der Entfernung eher möwenartige Flugbild unterscheiden die Art deutlich von anderen Greifvögeln dieser Größe wie dem Rotmilan.

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