BUND Landesverband Bremen

Externe Kosten des Verkehrs

Externe Kosten des Verkehrs

Verkehr bringt Kosten für das Fahrzeug, den Treibstoff, die Fahrkarte, aber auch für die Straße, auf der man sich bewegt, mit sich. Oft fühlen sich Autofahrer*innen übermäßig belastet, sogar als „Melkkuh der Nation“. Hohe Benzinpreise, Steuern, Feinstaubplakette oder Mautgebühren werden dann als Bösewichte herangezogen. Doch den meisten Autofahrer*innen ist nicht bewusst, dass der gesellschaftliche Preis für den motorisierten Individualverkehr (MIV) noch weitaus höher ist als ihr privater Beitrag: Schlechte Luft erzeugt Atemwegserkrankungen, Treibhausgas-Emissionen verändern das Klima, Lärm führt zu Schlafstörungen und ruft psychischen Stress hervor, zerschnittene und asphaltierte Flächen beeinträchtigen unsere Lebensqualität und zerstören die Natur und die Artenvielfalt.

Den Großteil dieser Kosten tragen heute allerdings nicht die Verursacher, sprich: die Autofahrer. Sie werden als versteckte oder auch „externe Kosten“ der Allgemeinheit aufgebürdet, vor allem über Krankenversicherungsbeiträge und Steuern. Das Schweizer Forschungsinstitut INFRAS hat in einer Studie diese externen Kosten des Verkehrs berechnet. Berücksichtigt wurden Umwelt- und Gesundheitskosten infolge von Luftverschmutzung, Klimaveränderungen, Flächenverbrauch und Lärm sowie die ungedeckten Verkehrsunfallkosten. In Deutschland belaufen sich die externen Kosten des Verkehrs danach auf 80,3 Milliarden Euro jährlich. Größter Kostentreiber der externen Kosten ist der Straßenverkehr mit knapp 77 Milliarden Euro. In dieser Summe sind die volkswirtschaftlichen Kosten von Staus allerdings noch nicht berücksichtigt. Dagegen verursachen Schiene und Wasserstraße, also Bahn und Schiff, zusammen nur 3,4 Milliarden Euro an externen Kosten jährlich.

Ein Vergleich der einzelnen Verkehrsmittel ist möglich, weil INFRAS auch die externen Durchschnittskosten der Verkehrsträger ermittelt hat. So wird der Unterschied in den externen Kosten bei gleicher Verkehrsleistung anschaulich. Pro tausend Personenkilometer verursacht der Pkw externe Kosten von 61,60 Euro, das Flugzeug im Inland 51,80 Euro und der Zug lediglich 21,20 Euro. Im Personenverkehr ist der Zug für die Gesellschaft und für nachkommende Generationen somit dreimal günstiger als der Pkw. Im Güterverkehr verursachen die Bahnen ebenfalls nur ein Drittel der externen Kosten des Lkw-Verkehrs. Pro tausend Tonnenkilometer entstehen auf der Straße 29,80 Euro gesellschaftliche Kosten, während beim Gütertransport auf der Schiene nur 9,50 Euro anfallen.

Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes kostet Autofahren die Gesellschaft drei Cent pro Kilometer an externen Folgekosten für Umwelt und Gesundheit – vor allem durch Luftschadstoffe und Treibhausgase. Dänische Studien gehen sogar von 15 Cent aus. Beim Lkw liegen diese Kosten laut Umweltbundesamt im Schnitt bei mehr als 17 Cent.

Und Bremen?

Wir haben nachgerechnet: Bei einer täglichen Verkehrsleistung für Pkw von 7.171.000 km/Tag und für Lkw von 117.000 km/Tag in Bremen entstehen jeden Tag externe Kosten in Höhe von rund 215.000 Euro durch Pkw und rund 20.000 Euro durch Lkw, also zwischen 59 Millionen (wenn man 250 Arbeitstage rechnet) bis zu 86 Millionen (bei 365 Tagen) Euro pro Jahr. Das sind Kosten, die die Allgemeinheit für den Kfz-Verkehr aufbringen muss. Das Bild vom Autofahrer als „Melkkuh der Nation“ gerät durch solche Zahlen erheblich ins Wanken.

 

 

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