BUND Landesverband Bremen

80% Autos mit Plaketten in der Bremer Umweltzone

16. Januar 2009 | Klimaschutz, Mobilität

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) hat am 12.1.09 in der Bremer Umweltzone über 1.000 Fahrzeuge auf Feinstaubplaketten überprüft. Danach weisen 78 % der gezählten Kfz eine Plakette auf (63 % grüne, 11 % gelbe und 4 % rote Plakette). Nur bei jedem fünften Fahrzeug klebt derzeit somit noch keine Plakette an der Windschutzscheibe. Mit diesem Ergebnis liegt Bremen im Vergleich zu sieben anderen Städten, die zum Jahreswechsel eine Umweltzone eingeführt haben, im unteren Mittelfeld, dies zeigt die Zählung der Deutschen Umwelthilfe von Anfang Januar.

Besitzer von schadstoffreichen Fahrzeugen sollten sich schnellstmöglich um Alternativen zu bemühen, insbesondere wenn sie einen alten Diesel fahren, der keine Plakette mehr bekommt. Dieser stößt die siebenfache Menge an krebserregendem Feinstaub und weit mehr als das Doppelte des hochgiftigen Reizgases Stickstoffdioxid aus als ein EURO 4 Fahrzeug. Das Ziel der Umweltzone - eine saubere und gesündere Luft und mehr Lebensqualität in Bremen – lässt sich umso eher erreichen, je schneller sich die Fahrzeugflotte verbessert. Hier hat die Umweltzone - eigentlich wäre Gesundheitszone ein treffenderer Name - eine enorme Lenkungswirkung, wie sich in Berlin nach Einführung gezeigt hat. Die Zahl alter Dieselstinker hat dort in kurzer Zeit stark abgenommen.

„Mit Inkrafttreten der Umweltzone zeichnet sich zudem ab, dass die Umweltzone viel weniger Probleme verursacht als von Seiten der Wirtschaft suggeriert wurde. Dies zeigt sich z.B. an der geringen Anzahl der beantragten Ausnahmen“, so Siecke Martin, Verkehrsexpertin beim BUND. Bis zum Inkrafttreten der Umweltzone am 1.1.2009 wurden lediglich 204 Genehmigungen erteilt. Zwar liegen noch keine Zahlen über abgelehnte Anträge vor, aber wie zu hören ist, sind nur wenige Anträge zurückgewiesen worden. Ähnlich wie in Berlin, wo die Zahl der eingegangenen Anträge erheblich unter dem erwarteten Niveau lag, ist die Situation auch in Bremen. Das Amt für Straßen und Verkehr hat sich auf tausende Anträge eingestellt. Allerdings gehen derzeit auch noch Anträge ein. Wer ab Februar innerhalb der Umweltzone ohne Plakette oder Ausnahmegenehmigung von der Polizei überprüft wird – fahrend oder auch parkend, wird 40 € zahlen müssen und einen Punkt in Flensburg bekommen.

Der BUND erneuert seine Kritik am Zuschnitt der Umweltzone. Die Neuenlander Straße mit der Messstation mit der höchsten Feinstaubbelastung in ganz Bremen, bildet zwar die Grenze, ist nicht Teil der Umweltzone. Obwohl hier 2008 59 Überschreitungen der Feinstaub-Tageswerte gemessen wurden und Bremen damit bundesweit an fünfter Stelle der am stärksten verschmutzten Straßen liegt, ist diese Straße bei der Umweltzone außen vor geblieben. „Anwohner der Neuenlander Straße dürfen nicht wie Bürger zweiter Klasse behandelt werden, sie haben ein Anrecht auf saubere Luft und auf Einhaltung der rechtlich vorgeschriebenen Grenzwerte. Die Neuenlander Straße mit ihren exorbitant hohen Feinstaubkonzentrationen muss zwingend in die Umweltzone aufgenommen werden “, so Georg Wietschorke, stellvertretender Geschäftsführer vom BUND. Die Hoffnung, der Bau der A 281 würde die Feinstaub­belastung unter die Grenzwerte sinken lassen, hat sich bislang nicht erfüllt.

Fraglich bleibt auch, ob die Umweltzone insgesamt in ihrem jetzigen Zuschnitt und der um 18 Monate gestreckten Einführung der Grünen Plakettenpflicht ausreichen wird, um die Stickstoffdioxidwerte unter die ab 2010 geltenden Grenzwerte zu bringen.  

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