BUND Landesverband Bremen

BUND begrüßt Initiative für mehr Tempo 30 in der Stadt

05. Juli 2018 | Umweltschutz, Mobilität, Energie, BUND

Nach Ansicht der Umweltschützer ist mehr Tempo 30 ein wichtiger Schritt in Richtung einer lebenswerteren Innenstadt und eine Abkehr vom Paradigma der autogerechten Stadt der letzten 60 Jahre.

"Entscheidend ist jetzt deshalb, dies politisch auch durchzuhalten und nicht vor den zu erwartenden massiven Widerständen der Autofahrerlobby einzuknicken", so die stellvertretende Geschäftsführerin des BUND Katja Muchow. Das Hauptargument für Tempo 30 in der Stadt ist die damit verbundene steigende Verkehrssicherheit. Bei einem groß angelegten Modellversuch in Berlin im Rahmen des EU UmweltProjektes "Heaven" bestätigte sich dies auch: In den Straßen mit Tempo 30 geschahen erheblich weniger Unfälle und das Sicherheitsgefühl der betroffenen 5.000 Anwohner nahm deutlich zu.

In Zürich machte man ähnliche Erfahrungen. Auch eine Londoner Langzeitstudie ergab: 20mph Zonen (32 km/h) reduzierten die Anzahl der Verkehrsopfer um 42 Prozent. Dazu Dr. Georg Wietschorke, Verkehrsreferent des BUND: "Hauptursache für die erhöhte Verkehrssicherheit: Der Anhalteweg eines Pkw halbiert sich von 28 m bei Tempo 50 auf ca. 14 m bei Tempo 30" und weiter: "Mit Tempolimit 30 statt 50 wird außerdem der Verkehrslärm spürbar verringert, die Lebensqualität nimmt zu. Messbarer Effekt des Berliner Versuches: Es wurde hörbar leiser (1-3 dB(A)) in den Straßen. Besonders für Kinder und die wachsende Zahl älterer Menschen verbessert sich das Verkehrsklima durch Tempo 30. Dies ist ein wichtiger Grund für die Akzeptanz bei Anwohnern*innen".

Sogar die Autofahrer*innen profitieren: Tempo 30 führt zu einer Verstetigung des Verkehrsflusses und zu einer besseren Ausnutzung des Straßenraumes, weil die Abstände zwischen den Autos geringer werden (gut zu beobachten in dem beruhigten Teil der Bremer Bismarckstr.). Und wenn der Verkehr fließt, ist das gut für die Luft: In Berlin wurden demzufolge auch Minderungen bei Luftschadstoffen gemessen: Ruß, Feinstaub und Stickoxide reduzierten sich jeweils um 2-3 %, obwohl einige Untersuchungen zu dem Ergebnis kommen, dass 30 km/h gegenüber Tempo 50 auch zu einer Erhöhung der Emissionen führten kann. Allerdings sind die ständigen Stopp and Go Situationen zu berücksichtigen. Denn die vielen Stopps in der Stadt sind der Grund dafür, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit der Pkw durch Tempo 30 kaum sinkt, die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt derzeit in Bremen ohnehin nur bei etwa 23 bis 26 km/h. Die Fahrtzeiten werden also durch Tempo 30 nicht länger.

Viele Bremer Straßenzüge eignen sich nach Ansicht von des BUND in Bremen für Tempo 30, z.B. die Martinistraße, die Stresemannstr, aber auch der Heerstraßenzug im Westen nach Walle (bis Gröpelingen), denn hier verfügt der ÖPNV über eigene Fahrspuren. Auch "Lückenschlüsse" von vorhandenen Tempo 30 Zonen müssen umgehend vollzogen werden (z.B. Schwarzes Meer in Hastedt, bzw. vorhandene Tempo 30 Zonen verlängert werden (Bismarckstraße bis zur Friedrich-Karl-Str., d.h. am Krankenhaus vorbei). Bei mehr Tempo 30 könnten viele vierspurige Straßen auf zwei Fahrspuren zurückgebaut werden, wie jetzt für die Bürgermeister Smidt Str. vorgeschlagen, und danach zu Boulevards umgestaltet werden, die mehr Aufenthaltsqualität in die Stadt bringen.

Rückfragen an Dr. Georg Wietschorke, Tel: 0421 79 00 222

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