BUND Landesverband Bremen

Klima-Umfrage zur Bundestagswahl 2021

10. September 2021 | Klimaschutz

BUND und Extinction Rebellion: Deutsche sind mehrheitlich zu Verhaltensänderungen für das Klima bereit / Politik muss jetzt den Rahmen schaffen

 (BUND Bremen)

Der BUND Bremen und die Umweltschutzbewegung Extinction Rebellion, Ortsgruppe Bremen, ließen in einer repräsentativen Umfrage durch das Meinungsforschungsinstitut EARSandEYES die Bereitschaft der Bevölkerung zu einer Verhaltensänderung für effektiven Klimaschutz untersuchen. Die Ergebnisse der Corona-Klima-Studie verdeutlichen, dass die Startbedingungen für tiefgreifende politische Initiativen zum Klimaschutz noch nie so günstig waren wie jetzt: Der Wunsch nach staatlicher Intervention zugunsten einer gesellschaftlichen Transformation Richtung mehr Nachhaltigkeit sei durch die Erfahrungen der Coronakrise gestiegen, so BUND und Extinction Rebellion übereinstimmend.

„Die Annahme der Politik, Wählerinnen und Wähler duldeten keine Einschränkungen, erweist sich damit als falsch. Dies muss die neue Bundesregierung unbedingt in ihren Entscheidungen berücksichtigen“, erklärt die Initiatorin der Umfrage, Cäcilia Gätsch von Extinction Rebellion. Katja Muchow, stellvertretende Geschäftsführerin des BUND Bremen, die sich an der Erstellung der Klima-Umfrage beteiligt hat, ergänzt: „Die Umfrage zeigt: Bürgerinnen und Bürger sind zu grundlegenden Änderungen im alltäglichen Leben bereit – sie erwarten sogar, dass politische Weichenstellungen zugunsten eines effektiven Klimaschutzes gestellt werden. Wir alle haben es durch die Bundestagswahl auch in der Hand, ob Klimaschutz ganz oben auf der Agenda von Entscheidungsträger*innen steht." Nach fast zwei Jahren Corona-Pandemie und vor dem Eindruck des Erlebten könnte sich eine Mehrheit der zwischen 16- und 69-jährigen repräsentativ Befragten vorstellen, nachhaltige Verhaltensroutinen dauerhaft umzusetzen (siehe auch Grafik):

  • 71 Prozent sind der Auffassung, dass zur Eindämmung des Klimawandels eine Einschränkung des Konsumverhaltens erforderlich ist.
  • 90 Prozent der Befragten befürworten konkrete Maßnahmen dafür, dass die Einfuhr von Produkten verboten wird, bei deren Erzeugung der Regenwald geschädigt wird.
  • 71 Prozent sind bereit, höhere Fleischpreise zugunsten des Tierwohls zu zahlen.
  • 64 Prozent nehmen verteuerte Flugpreise in Kauf, wenn hierdurch weniger geflogen wird.
  • 54 Prozent unterstützen das Verbot von Flügen innerhalb Deutschlands.

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, welche Rolle der Politik innerhalb dieses Transformationsprozesses zugeschrieben wird. Insgesamt wünschen sich die Befragten ein aktives Vorgehen (siehe auch Grafik):

  • 93 Prozent erwarten von den politisch Verantwortlichen, die Landwirtschaft als einen der großen CO2-Emittenten durch gezielte Förderprogramme umwelt- und klimaverträglicher zu gestalten.
  • 90 Prozent wollen, dass regionale Lebensmittel im Vergleich zu Importgütern günstiger werden, etwa durch einen niedrigeren Mehrwertsteuersatz.
  • Weitere 90 Prozent finden das Bahnfahren noch immer zu teuer.
  • 83 Prozent befürworten einen kostenlosen Nahverkehr.
  • 81 Prozent sagen, dass noch mehr für den Ausbau von Fahrradstraßen und Radschnellwegen getan werden muss.
  • Wo auf der einen Seite gefördert wird, soll auf der anderen gestrichen werden: 88 Prozent meinen, dass klimaschädliche Subventionen in Industrie und Landwirtschaft gänzlich abgebaut werden müssen.

„Mit unserer Umfrage wollten wir in Erfahrung bringen, wie weit die Bereitschaft zu dauerhaften Verhaltensänderungen ausgeprägt ist. Beharren die Menschen wirklich so stur auf ihren Gewohnheiten oder fordern sie von der Politik nicht eigentlich viel mehr Engagement für den Klimaschutz ein, der natürlich auch mit radikaleren Maßnahmen einhergehen muss?“, fragte sich Cäcilia Gätsch, die die Idee dieser „Klima-Umfrage“ entwickelt hatte. Für Gätsch ist klar, dass technische Innovationen alleine das Klimaproblem nicht lösen werden: „Ich arbeite in der Energiebranche und promoviere zum Thema Grüner Wasserstoff und erneuerbare Energien. Wenn man sich nur anschaut, wie lange Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen dauern oder wie schwer es ist, überhaupt erstmal zusätzliche Flächen für erneuerbare Energien bereitzustellen, wird schnell klar: Wenn wir bis 2045 klimaneutral sein wollen, müssten wir viel weniger konsumieren, viel weniger Energie verbrauchen, damit in der kurzen Zeit die dann noch benötigte Energie ausschließlich aus erneuerbaren Quellen produziert werden kann.“

Neben technischem Fortschritt sei Suffizienz ein wesentlicher Faktor für effektiven Klimaschutz - also die Wende zum Weniger, ausgelöst durch die Erfahrungen der Corona-Krise, in deren Verlauf eine Reihe von Verhaltensänderungen einen positiven Effekt im Klimaschutz zeigte. Gätsch: „Dazu gehörten weniger Verkehr auf den Straßen, ein reduziertes Konsumverhalten, still stehende Fabriken. All das führte im Jahr 2020 zu einem spürbar reduzierten CO2-Ausstoß, wodurch Deutschland seine Klimaziele für 2020 erreichte. Gleichzeitig offenbarte sich der Zusammenhang zwischen individuellem Konsum und Klimaschutz so deutlich wie nie. Es zeigte sich die Macht des individuellen Verhaltens, das in Summe erstaunlich viel bewirken kann.“ Aus Sicht von BUND Bremen und Extinction Rebellion sollte dies für die neue Bundesregierung daher der Einstieg in die Post-Wachstumsgesellschaft sein. Ohne eine solche werde effektiver Klimaschutz nicht möglich sein, so die Initiatoren.

Die Corona-Klima-Studie kann hier heruntergeladen werden (pdf).

 

HINTERGRUND

Kurz-Input über die Corona-Klima-Studie: In der Woche vom 17. bis 23 August wurden 1.000 Bürger*innen in Deutschland Online befragt, Bevölkerungsrepräsentative Umfrage nach Alter, Geschlecht und Region. Die Befragten waren zwischen 16 und 69 Jahre alt.

Impressum: Cäcilia Gätsch und Wolfgang Syma (Extinction Rebellion, Ortsgruppe Bremen) sowie Katja Muchow und Klaus Prietzel (BUND Bremen)

Idee, Grundkonzept, Initiatorin: Cäcilia Gätsch, Co-Initiatoren: Roland Stern, Wolfgang Syma

Projektdurchführung, Projektteam: Cäcilia Gätsch, Roland Stern, Wolfgang Syma, Katja Muchow, Klaus Prietzel, Silke Kleinhückelkotten

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