BUND Landesverband Bremen

Klimawandel bewegt Natur

21. Februar 2020 | Naturschutz, Stadtnatur, Schutzgebiete

BUND erläutert die Auswirkungen des warmen Winters auf die Natur / Vogelbrut bis zu vier Wochen früher / Klimawandel verschiebt Bruträume / Neue Arten wandern ein

Weißstörche ziehen infolge der höheren Temperaturen im Winter oftmals nicht mehr nach Afrika, sondern nur noch nach Spanien.  (Birgit Olbrich)

Die offiziellen Wetteraufzeichnungen verdeutlichen, dass der aktuelle Winter im Vergleich zum langjährigen Mittel deutlich wärmer ausfällt. Allein im Januar lag die Durchschnittstemperatur in Bremen um rund drei Grad über dem langjährigen Mittelwert. Der BUND Bremen erläutert jetzt, wie sich die milde Witterung auf die Natur auswirkt. Die ersten Vogelgesänge sind bereits zu hören, und die Amphibien wandern früher als gewohnt.

„Wer in diesen Tagen spazieren geht, glaubt den Frühling schon zu spüren“, betont der Biologe Martin Rode, Geschäftsführer beim BUND Bremen. „Rotkehlchen, Meisen, Amseln und Zaunkönige singen sich schon mal warm.“ Die Männchen stecken probeweise ein Revier ab und suchen schon einen geeigneten Brutplatz. Der BUND empfiehlt daher, spätestens jetzt die Nistkästen zu reinigen oder neue aufzuhängen. Insbesondere die Zugvögel haben bereits auf die steigenden Temperaturen reagiert. So kehren nahezu alle Zugvögel mittlerweile zwischen zwei und vier Wochen früher nach Deutschland zurück als noch vor dreißig Jahren. Viele Vogelarten wie Amsel und Mönchsgrasmücke brüten zudem früher und öfter. Gleichzeitig kommt es zu einer starken Verschiebung in den Verbreitungsgebieten. So liegen schon heute die Winterquartiere der Zugvögel häufig weiter nördlich als früher. Weißstorch, Kiebitz, Star und Hausrotschwanz überwintern in Spanien, statt nach Afrika zu fliegen. Viele Kraniche bleiben gleich hier, statt wie früher die kalte Jahreszeit in Spanien zu verbringen. Gerade Kurz- und Mittelstreckenzieher passen sich schneller an Veränderungen an als Langstreckenzieher, die in Afrika südlich der Sahara überwintern.. Vogelarten, die weniger flexibel auf die klimatischen Veränderungen reagieren und zu spät in ihre Brutgebiete zurückkehren, geraten ins Hintertreffen. Denn nicht selten sind die Reviere bereits von Standvögeln und frühen Rückkehrern besetzt, und die Nahrung wird knapp. Insbesondere, wenn Vögel bestimmte Entwicklungsstadien von Insekten für ihre Brut benötigen, diese sich aber wegen der milden Witterung bereits vor deren Ankunft entwickelt haben, kann es zu Nahrungsengpässen kommen. „Zudem beobachten wir immer häufiger Gäste aus dem Mittelmeerraum wie Bienenfresser ", berichtet Rode. Voraussichtlich werden sich die Bruträume vieler Vogelarten bis zum Jahr 2100 um gut 500 Kilometer nach Nordosten verlagern. Rode: "Das heißt dann, dass wir uns möglicherweise von der Uferschnepfe verabschieden müssen, und den Wiedehopf willkommen heißen.“ Die nordwärts gerichtete Ausbreitung wärmeliebender Arten lasse sich bei Insekten oder Meeresfischen aber viel deutlicher feststellen. Der BUND stellt aber klar, dass das Artensterben infolge intensiver Landnutzungen und hoher Giftbelastung die Veränderungen durch den Klimawandel deutlich überlagert.

„Wenn das milde Wetter anhält, wandern in feuchten Nächten jetzt schon Kröten, Frösche und Molche zu ihren Laichgewässern. Bis zur Laichzeit wird es aber sicher noch etwas dauern, da der Zeitpunkt nicht nur temperaturabhängig, sondern auch genetisch festgelegt ist", sagt der Biologe voraus. Eine Mücken- oder Zeckenplage könne man dagegen derzeit nicht seriös voraussagen. „Für die Entwicklung dieser Tiere ist es viel entscheidender, ob Frühjahr und Sommer warm und feucht sind. Dann können wir mit vielen Mücken rechnen“, betont Rode. „Ein milder Winter schont zwar die überwinternden Blutsauger, ihre sehr effektiven Feinde aus der Insekten- und Pilzwelt aber auch.“

Bei Rückfragen:

Martin Rode, Geschäftsführer BUND Bremen, Tel.: 0421 / 790020

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