BUND Landesverband Bremen

Mehlschwalbenumsiedlung geglückt!

08. Juli 2021 | Stadtnatur

BUND sorgt wegen des Abrisses Haven Hööft Einkaufszentrums in Bremen-Nord für neue Nistplätze / Beobachtungstipp: Kolonie am Kontor zum Alten Speicher

Das Beispiel am Kontor zum alten Speicher in Bremen-Vegesack zeigt: die Umsiedlung einer Mehlschwalben-Kolonie kann gelingen.  (Georg Wietschorke)

Mit dem Abriss des Einkaufszentrums Haven Hööft in Bremen-Vegesack gingen auch Nistplätze von Vögeln und Fledermäusen verloren, darunter vor allem welche der dort seit Jahren brütenden und gesetzlich besonders geschützten Mehlschwalbenkolonie, betont der BUND Bremen. Sie brauchten daher einen neuen Lebensraum. Der BUND sorgte in Kooperation mit der Naturschutzbehörde und der Stadtquartier Entwicklungsgesellschaft für Ersatz an dem angrenzenden, schon sanierten Kontor zum Alten Speicher und ließ vor Beginn der Brutsaison dieses Frühjahr 54 künstliche Schwalbennester anbringen.

„Mit Hilfe einer Lockrufanlage haben wir die aus Afrika zurückkehrenden Mehlschwalben gleich auf den neuen Platz aufmerksam gemacht. Tatsächlich konnten wir bereits im ersten Jahr einen großartigen Erfolg verzeichnen“, freut sich Siecke Martin, Gebäudebrüterexpertin vom BUND Bremen: „Die Hälfte aller Kunstnester ist belegt. Wer sich am Wendehammer vor das Kontor stellt, kann die wendigen Flieger bestens beim Füttern ihres Nachwuchses beobachten“. Die Nester sind in großer Höhe unter dem Dachvorsprung angebracht und mit dem Fernglas kann das rege Treiben hervorragend verfolgt werden.

Mehlschwalben stehen auf der Roten Liste und gelten als gefährdet. Dies hat vielfältige Gründe: So fehlt ihnen häufig Lehm als Baustoff. Diesen können sie in einer städtischen und stark versiegelten Großstadt oft kaum bekommen – dies ist auch ein Grund dafür, dass am Kontor zum Alten Speicher vorsorglich viele Kunstnester montiert wurden. Des Weiteren nehmen die Insekten als Hauptnahrungsquelle weiter ab. Eine Schwalbenfamilie verzehrt aber während einer Brut mehr als ein Kilo Insekten, das entspricht etwa 250.000 Tieren. Der Rückgang der Insekten ist u.a. auf Lebensraumzerstörung, Strukturverarmung und den Einsatz von Pestiziden zurückzuführen. Das wirkt sich auch auf die Mehlschwalben aus. Seit 1900 hat sich ihr Bestand in Niedersachsen und Bremen um ca. 50 Prozent verringert. Auch die illegale Zerstörung von Nestern und eine moderne Architektur mit glatten Wänden und ohne Dachüberstände setzen den Tieren zu.

Mehlschwalben brüten seit Jahrhunderten an unseren Gebäuden. Das Sprichwort „Wo die Schwalbe nistet, da wohnt das Glück“ ist leider oft schon in Vergessenheit geraten. Die Flugakrobaten sind dringend auf unsere Hilfe angewiesen: Schwalbennester dürfen auch außerhalb der Brutzeit nicht abgeschlagen werden. Das gilt selbst bei Sanierung. Hier ist umgehend Ersatz zu schaffen. Wie gut dies gelingen kann, zeigt dieses Beispiel in Bremen-Nord. Der BUND wird sich weiterhin für den Schutz der Mehlschwalben engagieren.

Die Mehlschwalben und ihre Nester sind in Vegesack, „Zum Alten Speicher 1-2“ sehr gut zu beobachten. Die Nester befinden sich dort unter dem Dachvorsprung, sodass ein- und ausfliegende Vögel gut zu sehen sind.

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