BUND Landesverband Bremen

„Verkehrtplanung“ der Handelskammer - BUND fordert mehr Sachlichkeit in der Verkehrsdebatte

14. Dezember 2010 | Klimaschutz, Mobilität

Nachhaltig und modern nennt die Bremer Handelskammer ihre Resolution zur Verkehrspolitik in Bremen und hat damit im Vorwahlkampf eine heiße Debatte entfacht. Inhaltlich ist davon leider nicht viel zu spüren.

„Umweltzone weg, Tempolimits auf der Autobahn und der Kurfürstenallee weg, „Nadelöhre“ wie an der Schwachhauser Heerstr. weg, Verflüssigung des Verkehrs… Da klingt immer noch der Traum von der autogerechten Stadt durch. Visionen der 60er Jahre. Doch diese Zeiten sind vorbei“, so Georg Wietschorke vom BUND-Bremen. Die Verkehrsdichte in der Stadt ist heute so hoch, dass man mit dem Fahrrad die gleichen Durchschnittsgeschwindigkeiten erreichen kann wie mit dem Auto. In Bremen sind fast 300.000 Pkw und etwa 18.000 Lkw zugelassen. Hinzu kommen täglich zigtausende automobiler Ein- und Auspendler. Wer angesichts solcher Zahlen noch glaubt, unsere Stadt so gestalten zu können, dass man jeden Zielpunkt in der Stadt automobil und verzögerungsfrei erreichen kann, verschließt die Augen vor der Realität und weckt unerfüllbare Autofahrerträume.

Auch die propagierte grüne Welle hilft da nicht weiter. Sie ist gerade an vielbefahrenen Straßen keine Lösung. Verkehrsforscher haben längst nachgewiesen: Bei hohem Auslastungsgrad bricht die Welle durch Fahrzeuge, die am Pulkende vor Rot halten müssen, zusammen. In besonders belasteten Straßenzügen müssen deshalb die grünen Wellen zur Hauptverkehrszeit zu Gunsten einer maximierten Verkehrsleistung aufgegeben werden. Je nach Abstand der Querstraßen ist bei einer Grünen Welle außerdem nur eine richtungsbezogene Koordinierung möglich. Entsprechend der Last wird der Verkehr stadteinwärts oder stadtauswärts koordiniert. Die jeweilige Gegenrichtung muss dagegen häufig anhalten.

Und apropos Stau: Es gibt zwar dichten Autoverkehr in Bremen, aber vergleichsweise wenig Staus! Eine neue Studie des Navigationssystemanbieters TomTom hat die stauanfälligsten Städte Europas ermittelt. Dabei landet Bremen als stauärmste der deutschen Städte unter den ersten 50 auf Platz 46. In unserer Hansestadt kommt es auf rund zehn Prozent der Straßen zu Verzögerungen. In Hamburg sind es doppelt so viele.

Die wirklich drängenden Fragen für ein Verkehrssystem der Zukunft sind anders gelagert: Wie können die ständig wachsenden Personen- und Güterverkehre in 20 Jahren abgewickelt werden und wie kann Mobilität im Bremen von Morgen sichergestellt werden, wenn das Öl knapp wird? Bereits heute fließt etwa die Hälfte des Erdöls in den Straßenverkehr - fast zwei Milliarden Tonnen im Jahr. „Die aufgehende Schere zwischen Ölverbrauch und Reserven bedeutet vor allem eins: Die Zeit des billigen Öls ist vorbei. Wir müssen uns auf eine absehbar sinkende Ölproduktion einstellen. Deshalb hätte sich der BUND von Vertretern der Wirtschaft z.B. eine Effizienzstrategie für das Auto und die Mobilität von morgen gewünscht“, so BUND-Vorsitzender Klaus Prietzel. Schließlich liegen hier auch die Arbeitsplätze der Zukunft. Es geht also keinesfalls darum, das Auto zu diskriminieren, sondern um Lösungen für bestehende Probleme. Man kann nicht mehr die Augen davor verschließen, dass der Verkehr heute 25% des Klimagases CO2 verursacht, 28% der Energie verbraucht, Lärm und Luftverschmutzung erzeugt - vor allem durch Stickoxide und Feinstaub - die Lebensqualität in der Stadt erheblich mindert und in dieser Form nicht zukunftsfähig ist. 

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