BUND Landesverband Bremen

Vertreiben Gänse Enten? OAG Bremen: Nein!

07. Mai 2021 | Artenschutz, Wiesenvogelschutz

BUND Bremen: Heimischen Gänse und Enten gefährden sich nicht gegenseitig!

 (Wolfgang Kundel / terra-air)

Kürzlich meldete sich der Bremer Stadtjägermeister Harro Tempelmann in der Öffentlichkeit mit der Meinung zu Wort, die Gänse würden in Bremen die Enten vertreiben. Dem widerspricht nun die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft (OAG) im BUND Bremen. Die Bestände verschiedener Vogelarten in Bremen und umzu nehmen zwar weiter ab. Hier schließt sich Bremen einem bundes- und europaweiten Trend an. Besonders schwer haben es die Wiesenbrüter, zu denen neben Arten wie Kiebitz und Uferschnepfe auch Löffel-, Krick- und Knäkente gehören. Doch könne keine Rede davon sein, dass Gänse die Enten verdrängten, so der Umweltverband.

„Die Ursache für die Abnahme ist hauptsächlich im Lebensraumverlust zu finden“, erklärt Joachim Seitz, Bremer Vogelexperte und Mitglied der OAG im BUND Bremen. „Gerade in unserem kleinen Bundesland ist es dringend notwendig, unsere wenigen unbebauten Gebiete für die Natur zu erhalten.“ Daneben machen den Wiesenbrütern die Trockenheit der Brutgebiete, die in Folge des Klimawandels zunimmt, sowie die intensive Bewirtschaftung vor allem außerhalb der bremischen Schutzgebiete zu schaffen. In Bremen werden die Vogelbestände stetig beobachtet, und es laufen regelmäßig Monitoringprogramme. Diese Monitorings, beispielsweise die Wasservogelzählung, werden nach strengen wissenschaftlichen Kriterien bundesweit durchgeführt. „Man sollte sich immer hauptsächlich auf wissenschaftlich erhobene Daten stützen“, betont Seitz. „Zufallsbeobachtungen oder die Jagdstrecke sind alleine nicht aussagekräftig.“ Mit der Jagdstrecke meinen Jäger die Zahl der erlegten Tiere in einem Jahr.

In dem Artikel „Lockdown in Wald und Flur“ im Weser Kurier vom 4. April 2021 nahm Stadtjägermeister Harro Tempelmann an, dass die Enten „möglicherweise durch die vielen Grau-, Nonnen- und Kanadagänse verdrängt würden“. Der OAG Bremen sind keine Anhaltspunkte bekannt, die diese Vermutung stützen würden, so Kyra Behrje, ebenfalls Mitglied der OAG Bremen. Sie fügt hinzu: „Unsere heimischen Gänse und Enten gefährden sich nicht gegenseitig. Allenfalls konkurrieren sie hier und da um die gut gemeinte Fütterung mit Brot an Stadtgewässern.“ Auch die seit Jahrzehnten steigenden Zahlen von Reiher- und Schnatterenten, die sich den Lebensraum mit Gänsen teilen, zeigen, dass Enten keineswegs pauschal durch Gänse bedroht sein können. Der international renommierte Gänseexperte Dr. Helmut Kruckenberg aus Verden teilte der OAG mit, dass ihm auch keine Fälle von Verdrängungen von Enten durch Gänse bekannt seien.

Die OAG Bremen ist ein Zusammenschluss aus vogelkundlichen Experten und Interessierten, die sich mit der Vogelfauna in der Natur beschäftigen und für den Vogelschutz in Bremen einsetzen. Die Mitglieder beteiligen sich an verschiedenen wissenschaftlichen Vogelzählungen und werten diese aus. Ihre Arbeit kommt dem praktischen Naturschutz zugute. Wer Interesse an der Arbeit der OAG Bremen hat, kann sich an den BUND Bremen, eMail info(at)BUND-Bremen.net wenden. Weiterlesen

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb