BUND Landesverband Bremen

Wohnungsnot bei fliegenden Untermietern

19. Januar 2023 | Artenschutz, Stadtnatur

BUND: Vogelniststätten und Fledermausquartiere an Gebäuden insbesondere durch Haussanierungen gefährdet

Mehlschwalben im Nest Mehlschwalben im Nest  (eismannhans / pixabay / CC0)

Der BUND Bremen macht mit seinem Projekt „Vögel und Fledermäuse auf Wohnungssuche – Gebäudebrüterschutz in Bremen“ jetzt auf die Wohnungsnot von Fledermäusen, Mauerseglern, Spatzen und anderen Gebäudebrütern aufmerksam. Im Zuge von Wärmedämm-Maßnahmen an Gebäuden werden oftmals unbeabsichtigt ihre Wohnnischen und Niststätten verschlossen. Doch dafür ließe sich leicht Abhilfe schaffen, so der Umweltverband.

„Viele Tierarten in unserer unmittelbar näheren Umgebung sind im Siedlungsraum auf Wohnungssuche“, erläutert Siecke Martin vom BUND Bremen. „Fledermäuse, Mauersegler, Mehl- und Rauchschwalben, Dohlen, Hausrotschwanz und Haussperlinge sind sogenannte Kulturfolger und haben seit Jahrhunderten geeignete Ersatzquartiere an Gebäudefassaden und in Gebäuden gefunden. Aber auch hier ist der Lebensraum bedroht.“ Modernisierungen, energetische Sanierungen, Umbau- und Ausbaumaßnahmen, Abriss alter Häuser und Sauberkeitsansprüche haben die Situation erheblich verschlechtert, so dass Maßnahmen zum Schutz von Gebäudebrütern dringend erforderlich sind. Viele dieser Tiere leiden nicht nur unter dem Insektenmangel, sondern die Vögel und Fledermäuse verlieren häufig ihre Niststätten bzw. geeignete Spaltenquartiere an den sanierten Gebäuden, ohne dass ein Ersatz geschaffen wird. Oftmals ist gar nicht bekannt, wo sie sich aufhalten. Ohne Kenntnisse über Vorkommen können diese selten gewordenen Tiere aber nicht effektiv geschützt werden. „Damit bei Gebäudesanierungen nicht so viele Niststätten und Fledermausquartiere – oftmals unbemerkt und unbeabsichtigt- verloren gehen, ist es hilfreich zu wissen, wo Schwalben, Mauersegler, Haussperlinge, Hausrotschwänze und andere Vögel brüten“, so Martin. Sie appelliert an Bürgerinnen und Bürger: „Helfen Sie mit und melden Sie dem BUND Niststätten.“ Jede Eigentümer*in kann auch selbst aktiv werden und Möglichkeiten für Vögel und Fledermäuse schaffen. Dabei sollten die Kästen möglichst hoch, am besten direkt unter der Traufe, angebracht werden und die Vogelkästen sollten entweder im Schatten liegen oder auf nicht sonnenexponierten Gebäudeseiten montiert werden, damit es nicht zu heiß im Kasten wird. Generell gilt bei beiden Tiergruppen der Grundsatz „viel hilft viel“.

Der BUND berät vor allem Wohnungsbaugesellschaften bei notwendigen, energetischen Gebäudesanierungen und auch bei Abriss von Gebäuden. Ziel ist es immer, bestehende Quartiere zu erhalten oder einen Ersatz dafür zu schaffen, was auch gesetzlich vorgeschrieben ist. Bezüglich des Fledermausschutzes hat der BUND beispielsweise in Bremerhaven bei der Modernisierung von acht großen Wohngebäudekomplexen der GEWOBA dabei mitgeholfen, den Zugang zu bestehenden Quartieren zu erhalten. Dafür wurden in die neu aufgebrachte Wärmedämmung sogenannte Einlaufblenden integriert, durch die die Tiere in ihre alten Quartiere gelangen können. Bei einer Überprüfung von 141 Einlaufblenden mithilfe eines Hubsteigers im Sommer 2020 stellte sich heraus, dass nachweislich mindestens fast die Hälfte der ehemaligen Fundorte von Fledermäusen auch nach der Sanierung genutzt wurden. „Dies ist ein Erfolg und spricht dafür, dass die Ersatzmaßnahmen grundsätzlich funktionieren“, betont die BUND-Expertin. Ähnliche Projekte hat der BUND auch in Bremen begleitet. So wurde z.B. die Mehlschwalbenkolonie, die am mittlerweile abgerissenen Haven Höövt in Vegesack brütete, erfolgreich umgesiedelt und befindet sich nun am Kontor zum Alten Speicher.

Weitere Infos und die Möglichkeit für die Meldung von Niststätten gibt es unter www.BUND-Bremen.net/stadtnatur/artenschutz-am-bau/. Hier ist auch ein Info-Faltblatt mit weiteren Tipps zu finden.

Bei Rückfragen: Siecke Martin, Tel. 0421 79 00243, siecke.martin(at)bund-bremen.net

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