BUND Landesverband Bremen

Emsige Blütenbestäuber immer seltener

Verschiedene Faktoren, aber besonders der massive Einsatz von Pestiziden in der industriellen Landwirtschaft, tragen dazu bei, dass heute unzählige Honig- und Wildbienenarten vom Aussterben bedroht sind. 

Den heimischen Wildbienen, zu denen auch die Hummeln gehören, geht es schlecht. Auf dem Lande blüht es immer weniger und die Stadt mit ihren Gärten und Brachflächen wird zunehmend zum Ersatzlebensraum für sie. Fast die Hälfte der ca. 150 Bremer Wildbienenarten stehen auf der Roten Liste. Die Suche nach geeigneten Blütenpflanzen in Bremen und auch nach geeigneten Nistplätzen bereitet der Wildbiene zunehmend Schwierigkeiten. Besonders die im Boden nistenden Arten sind gefährdet, weil sie immer weniger unversiegelte, offene und freie Bodenbereiche zum Nisten finden. 

Wir versuchen deshalb, Lebensräume für Wildbienen im städtischen Raum zu erhalten und zu fördern. Natürlich kann damit nicht der Lebensraumverlust auf dem Land ausgeglichen werden. Aber es kann zumindest helfen, Bestände einiger gefährdeter Wildbienenarten zu stabilisieren und ganz nebenbei das Stadtbild mit Wildblumen verschönern. Im Folgenden daher einige Informationen zur Lebensweise der Honigbienen, aber vor allem auch zu ihren wilden Schwestern, den Wildbienen.

Honigbienen

Honigbienenwabe Honigbienenwabe  (Heike Schumacher / BUND)

Die Honigbiene ist unsere Botschafterin für mehr Blütenvielfalt, die wir besonders auch in öffentlichen Grünflächen erreichen möchten. Wir klinken uns mit dem Projekt "Deutschland summt" in eine bundesweite Vernetzung ein - auf dass es in diesem Lande wieder brummt.

Die Honigbienen leben im Gegensatz zu ihren wilden Schwestern im Volk. Ausführliche Informationen zur Lebensweise der Honigbienen finden sie hier. Dass es Honigbienen auch in der Stadt Bremen gut gehen kann, zeigen die Bienenstöcke von Heiner Lenz am Bremer Dom und auf dem Dach der BUND-Geschäftsstelle Am Dobben 44. Sie wurden im Rahmen des Projektes „Bremen blüht auf“ 2013 erstmals installiert und haben inzwischen viele Kilo Honig erbracht. Imker Heinz Wildner betreibt wesensgemäße Bienenhaltung auf Hof Bavendamm und auf den Streuobstwiesen der Großen Dunge in Bremen Nord. Wer sich für die Bienenhaltung interessiert kann sich an den Bremer Imkerverein wenden. Sie bieten einen Imkergrundkursus.

Wildbienen

Wollbiene auf einem Finger Wollbiene auf einem Finger  (Klaus Kutting / BUND)

Wie verläuft das Leben der Wildbienen und was brauchen sie dazu? Im Folgenden liefern wir Ihnen etwas Basiswissen, damit sie selbst aktiv werden können. Denn leider wird beim Wildbienenschutz immer noch viel falsch gemacht. In der Bevölkerung ist das Wissen über diese Tiergruppe bis heute äußerst gering – mit mehr Wissen aber kann man besser schützen. Deshalb wollen wir Ihnen auf dieser Seite Wildbienen etwas näher bringen und verweisen zudem auf Websites mit ausführlicheren Informationen. Und gleich vorweg: Die meisten Wildbienen stechen nicht! Außer Hummeln und wenigen anderen Arten können Wildbienen nicht stechen, weil ihr Stachel zu klein oder zu weich ist, um die menschliche Haut zu durchdringen. Außerdem gibt es keinen Bienenstock, der verteidigt werden muss.

Wieso sollten wir Wildbienen schützen?

In unseren Gärten und im Obst- und Gemüseanbau spielen Wildbienen bei der Bestäubung eine wichtige Rolle. Wenn viele Wildbienenarten in ihrem Garten vorkommen, kann die Ernte um bis zu ein Drittel höher ausfallen. Wildbienen, wozu auch Hummeln gehören, fliegen auch bei schlechter Witterung, wenn Honigbienen längst ihre Arbeit eingestellt haben.   

Darüber hinaus tragen Wildbienen entscheidend zum Erhalt unserer heimischen Artenvielfalt bei, denn vier von fünf Wildblumenarten werden von Wildbienen angeflogen. Wildbienen sorgen durch ihre Bestäubungsarbeit dafür, dass sich die Wildpflanzen vermehren können. Nicht zuletzt verdienen Wildbienen unseren Schutz um ihrer selbst willen – sie bereichern mit ihrer hochinteressanten Lebensweise unsere heimische Tierwelt ganz entscheidend!

Blütennahrung

 (Hermann Huesers)

Wildbienen ernähren sich von Pollen und Nektar und leben meist im Gegensatz zu den Honigbienen als Einzelgängerinnen. Einige Wildbienenarten sind ausgesprochene Blütenspezialisten. Die Glockenblumen-Sägehornbiene z. B. fliegt, wie der Name sagt, ausschließlich Glockenblumen an, die Natternkopf-Mauerbiene nur den blau blühenden Natternkopf. Ausführlichere Informationen hierzu haben wir Ihnen auf der Seite Bienenfreundliche Pflanzen zusammengestellt.

Etwa 2/3 der Wildbienenarten sind bei den Nahrungspflanzen weniger wählerisch und besuchen eine Vielzahl von Wildblüten. Allerdings haben alle Arten eins gemeinsam: Sie können nicht besonders weit fliegen. Darin macht ihnen die Honigbiene, die locker 2-3 km zurücklegen kann, etwas vor. Viele Wildbienenarten kommen nur auf wenige Hundert Meter maximale Flugstrecke, woraus folgt, dass Blüten als Nahrungsquelle nicht allzu weit von ihren Brutstätten entfernt liegen dürfen. Besonders vielen Wildbienen können Sie daher helfen, indem Sie Wildblumenwiesen anlegen. Wir haben Ihnen einige Hinweise und Tipps zusammengestellt, damit Sie selber Blühflächen anlegen und pflegen können. 

Nistplätze

 (Werner David)

Ihre Brut ziehen Wildbienen in selbst angelegten Kammern groß. Auf der Seite Nisthilfen haben wir ihnen Informationen zu Nisthilfen zusammengestellt, da man hier leider viel falsch machen kann. Im Folgenden einige generelle Informationen zu Niststätten von Wildbienen:

Wildbienen leben meist einzeln und legen für ihren Nachwuchs Röhren oder Kammern an. Die Kammern werden am Ausgang mit einem Pfropfen verschlossen. In jede dieser selbst geschaffenen Zellen wird ein Ei abgelegt, aus dem eine Larve schlüpft.

Die Brut wird mit Nahrung versorgt. Der Pollen wird mit extrem zuckerhaltigem Nektar untermischt. Fertig ist der „Kuchen“, der in jede Wohnkammer mit Ei kommt und von dem sich die Larve ernährt. Dann verpuppt sie sich und verwandelt sich in eine flugfähige Biene, und „dann heißt es: Hinaus ins Freie!“

Um Brutkammern für ihren Nachwuchs einzurichten, suchen Wildbienen Stellen mit lockerem Sand oder Lehm, Spalten zwischen Holz oder Steinen, aber auch „Naturmaterialien“ in Form von Blättern oder leeren Schneckenhäusern. Wildbienen können graben, mauern, schneiden oder kleben – jede Art hat ihre eigene Methode, Brutkammern anzulegen. Die Kuckucksbienen machen es sich noch bequemer: Sie legen ihre Eier in Brutkammern ab, die bereits von anderen Wildbienenarten gefertigt wurden.

Orte für Nistplätze

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Nur wo es warm und trocken ist!

So ziemlich das Schlimmste, was einer rührigen Wildbienenmutter passieren kann, ist Pilzbefall: Wenn sich in den Brutkammern der Schimmelpilz einnistet, war all` ihre Mühe umsonst. Deshalb ist Trockenheit das A & O für Wildbienen. Dazu sammeln einige Arten zum Beispiel Eichenblätter, die Gerbsäure enthalten (hemmen Schimmelpilze) oder auch die roten Blütenblätter vom Mohn, der Opium enthält (wirksam gegen Bakterien und Pilze). Wildbienen können aber auch selber für eine ausreichende Durchlüftung in den Kammern sorgen. Oder sie befestigen alternativ die Pollenpakete für die Larven auf drei selbst gestalteten Beinchen.  

In Naturlandschaften

Enge Spalten, kleine Tunnel oder Gänge im losen Sand – solche gut versteckten, kleinen Plätze sind die Brutgebiete unserer Wildbienen. Doch wo finden sich solche Kleinstlebensräume in der Natur? In der Naturlandschaft gibt es offenen, unbewachsenen Sand nur noch an recht wenigen Stellen. Sandstrände am Meer kommen wegen der häufigen Überflutungen als Brutgebiet nicht in Frage. Aber dort, wo der Wind hinter dem Strand Dünen auftürmt, und noch weiter im Binnenland, wo der Wind oder ein Fluss Sand ablagern können, entstehen Sandbiotope für Wildbienen. Wo Flüsse gegen Ufer prallen, entstehen auch steile Hänge. Wo Felsen in der Landschaft stehen, sind zahllose Spalten vorhanden. In Schilfröhrichten stirbt das Schilf im Winter ab und die Halme knicken ab – so sind die Hohlräume der Stängel für Wildbienen frei zugänglich. In Wäldern machen sich Borkenkäfer oder Bockkäfer über Baumstämme her und bohren Tunnel ins Holz. Doch inzwischen ist die Naturlandschaft in Deutschland weitgehend durch Kulturland ersetzt: Außerhalb von Schutzgebieten sieht es meist folgendermaßen aus: Die Dünen sind bebaut oder aufgeforstet, die Ufer von Flüssen mit Spundwänden oder Steinpackungen befestigt, Schilfgebiete trockengelegt, Wälder durchgeforstet.  

In Kulturlandschaften

Dem steilen Ufer, an dem die Strömungen des Flusses nagen, entsprechen Sand- oder Kiesgruben, aber auch Hohlwege, an denen sich durch jahrhundertelanges Gehen von Mensch oder Vieh steile Wände gebildet haben. Schilfhalme finden sich auf Hausdächern, wenn sie mit Reet gedeckt sind, und manchmal ähneln sogar alte Zaunpfähle einem alten Baum oder Ast – Wildbienen, die hier Löcher suchen, nehmen das nicht so genau. Eine Mauer, besonders wenn sie Spalten und Lücken hat, ist für eine Wildbiene kaum von Felsen zu unterscheiden, ebenso wenig wie unästhetische Industriehalden. Aufgeschütteter Sand, der über längere Zeit liegen bleibt, ist den bodenbrütenden Wildbienen schlicht ein Stück Düne – und wird zur Falle, wenn die Bagger kommen, um den Sand wegzuschaufeln.So finden Wildbienen zwar noch in vielen Kleinstrukturen der Kulturlandschaft Ersatz, schlechter sieht es dagegen in Bezug auf ihre Nahrungspflanzen aus: Die industrialisierte Landwirtschaft, in der Monokulturen das Bild bestimmen, hat blütenreiche Strukturen auf wenige Reste und Ränder zurückgedrängt. Die einstige kleinräumige Vielfalt ging verloren, und zudem machen Pestizide Insekten das Leben schwer. In einer ausgeräumten Hochproduktions-Landschaft ist die fast letzte Hoffnung für Wildbienen – die Großstadt.     

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