BUND Landesverband Bremen

Bremer Trinkwasser

Wassersparen ist sinnvoll

 (BUND Bremen e.V.)

In vielen Ländern auf der Welt herrscht extreme Wasserknappheit, das ist in Deutschland nicht der Fall. Trotzdem ist auch hierzulande ein sorgsamer Umgang mit der lebensnotwendigen Ressource Wasser gefragt. Denn im Zuge des Klimawandels nehmen in einigen Regionen die Trockenperioden zu und insbesondere in der Landwirtschaft herrscht dann Wassermangel – wie in den Trockenjahren 2018, 2019, 2020 und auch 2022 hier vor Ort deutlich spürbar war. Eine tagesaktuelle Übersicht sowie Daten der letzten Jahre über die Dürre in Deutschland bietet der Dürremonitor des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung.

Herkunft des Bremer Trinkwassers

Das Trinkwasser für das Land Bremen (41 Millionen m³ pro Jahr) wird zu 100 Prozent aus Grundwasser gewonnen und hat eine hervorragende Qualität. Doch mit den Grundwasservorkommen des Landes Bremen kann nur ein Teil des Bedarfes gedeckt werden. Der Rest kommt aus dem Niedersächsischen Umland.

Bremen und Bremerhaven setzen sich zu großen Teilen aus sandigen Bodenschichten zusammen, von denen einige sehr viel Wasser führen. Doch diese Vorkommen können nur zu einem geringen Teil als Trinkwasser genutzt werden. Denn ein Teil des Grundwassers wird über die Weser, die sich im tidebeeinflussten Bereich mit Nordseewasser mischt, durch Salz unbrauchbar gemacht. Die Moorgebiete des Landes Bremen verursachen außerdem in einigen Bereichen eine Absenkung des pH-Wertes im Grundwasser auf unter 5 und machen es sauer. Dadurch lösen sich Mangan und Eisen aus dem Boden und vermindern so die Qualität des Wassers.

Wasserwerk Blumenthal

In Bremen Nord werden im Wasserschutzgebiet Blumenthal und Vegesack jährlich 5,8 Millionen m³ Trinkwasser entnommen. Damit deckt die Stadt Bremen ca. 15 bis 20 Prozent ihres Bedarfes. Bremerhaven kann immerhin 37 Prozent des Trinkwassers auf eigenem Gebiet gewinnen.

Trinkwasser aus Niedersachsen

32 Millionen m³ Wasser werden zusätzlich pro Jahr auf bremisches Gebiet transportiert. Die Entfernung zwischen Gewinnungsort und Bremen beträgt bis zu 60 km. Neben SWB liefern auch niedersächsische Unternehmen Trinkwasser nach Bremen. Für die Stadt Bremen sind das die Harz Wasserwerke (HWW), der Oldenburgisch Ostfriesische Wasserverband (OOWV) und der Trinkwasserverband Verden (TWV) mit unterschiedlichen Anteilen. Etwa die Hälfte der jährlich um die 32 Mio. m³ für die Stadt Bremen stammen aus Lieferungen der HWW, etwa 4 Mio. m³ kommen vom OOWV und rund ein Viertel liefert der TWV.

Grundwasserentnahme birgt Probleme

Das Wasserwerk Panzenberg des TWV im Landkreis Verden wurde Anfang der 1980er auch mit Mitteln von Bremen gebaut und in Betrieb genommen. Bereits kurz danach bemerkten Menschen vor Ort, dass sich die Grundwasserstände veränderten. Denn insbesondere an den Wasserentnahmestellen sinkt der Grundwasserspiegel, so dass die darüber liegenden Landschaften trockenfallen können. In den vergangenen Jahrzehnten wurde beobachtet, dass die Halse, ein Seitenarm der Aller, immer weniger Wasser führt bzw. zeitweise ganz versiegt. Sie fließt im Halsetal (Landschaftsschutzgebiet) nordöstlich von Verden durch das Trinkwassergewinnungsgebiet Panzenberg. Auch andere Oberflächengewässer im Gebiet sind betroffen. Denn die Wasserentnahme hat zu einer großräumigen Absenkung des Grundwasserspiegels, auch im obersten Grundwasserstockwerk und nicht nur in der tiefen Schicht, aus der gefördert wird, geführt. Betroffen ist auch ein FFH-Gebiet. Die Landschaft ist geprägt von hohen Grundwasserständen, Auwäldern und Erlenbruchen. Diese leiden ganz besonders darunter, wenn zu wenig Wasser in der Landschaft ist. Betroffen sind dann auch andere (Tier-)Arten wie Amphibien, die ganzjährig auf das Vorhandensein von Oberflächenwasser angewiesen sind.

Neben Natur und Umwelt ist auch Infrastruktur von Schäden durch die Absenkung des Grundwasserspiegels betroffen. Das betroffene Gebiet hat moorige Böden. Wenn diese austrocknen, wird Kohlenstoff in Form von CO2 und Methan freigesetzt. Das ist nicht nur klimaschädlich, sondern durch das Senken des Bodens können auch Risse und Schäden an Gebäuden und Straßen entstehen.

Ein ausführlicher Bericht über die Situation im Halsetal kann auf dem Blog des WASSERFORUM Bremen nachgelesen werden.

In Ballungszentren wie Hamburg und Frankfurt muss das Trinkwasser bereits über weite Entfernungen transportiert werden. Hierfür wiederum ist ein hoher Energieeinsatz nötig. Energie ist insgesamt notwendig, um Wasser zu fördern, zu pumpen sowie aufzubereiten und dann wieder in Kläranlagen zu reinigen. Hinzu kommt noch die Energie, die aufgewendet werden muss, um Wasser zum Duschen oder Baden zu erwärmen.

Nitrat im Grundwasser

Ein weiterer Aspekt, der auch die Trinkwasserversorger beschäftigt, ist Nitrat. Nitrat ist ein lebenswichtiger Nährstoff für Pflanzen, der z.B. in der Landwirtschaft in großen Mengen in Form von Gülle oder Kunstdünger zum Einsatz kommt. Wird zu viel gedüngt und der Boden kann das Nitrat nicht aufnehmen, wird es ausgewaschen und gelangt ins Grundwasser und in Oberflächengewässer.

In Zukunft wird sich dieses Problem noch verschärfen. Denn Nitrat, das sich jetzt in weiter oben gelegenen wasserfördernden Bodenschichten, also an den Messstellen, befindet, wandert in den nächsten Jahrzehnten weiter in tiefere Schichten. Auch in jene, aus denen Grundwasser zur Trinkwasseraufbereitung gefördert wird. Die Aufbereitung wird dann aufwendiger und somit auch teurer. In dem Fall hieße Wassersparen auch bares Geld sparen. Schon jetzt liegt der Preis für einen Kubikmeter Trink- und Abwasser in Bremen deutlich über dem Bundesdurchschnitt.

Weitere Infos zum Thema Nitrat und Trinkwasserschutz gibt es hier.

Prognosen für die Zukunft

Der Wasserversorger SWB prognostiziert, dass der Trinkwasserbedarf der Stadt Bremen bis 2030 noch steigen wird. Einberechnet sind schon Wegzüge von Industrieunternehmen. Verantwortlich für den Anstieg soll vor allem Bevölkerungswachstum sein. Zudem müssen Wasserversorger Reserven bzw. Zuschläge vorhalten, z.B. für Industrieansiedlung, aber auch einen Trockenjahres- und einen Sicherheitszuschlag. Die aktuell vertraglich zugesicherten Liefermengen decken diesen prognostizierten Bedarf nur teilweise ab. Das Bezugsdefizit liegt bei über 3,7 Mio. m³ und damit bereits knapp 620.000 m³ über dem Sicherheitszuschlag (Geries, 2019 (Anhang 3, Quellen_Sonstige)). Insgesamt braucht die Stadt Bremen jährlich etwa 31 bis 32 Mio. m³ Trinkwasser.

Weitere Bezugsmöglichkeiten sind aktuell nicht in Sicht. Zwar wurde die Wasserschutzzone in Vegesack ausgeweitet (Juni 2023), sodass dort theoretisch insgesamt 1 Mio. m³ Trinkwasser gefördert werden kann (aktuell 600.000 m³). Diese Steigerung wird jedoch dadurch aufgefressen, dass in Blumenthal die Fördermenge reduziert werden soll. Vom OOWV gibt es seit 2021 bereits 1 Mio. m³ mehr pro Jahr. Im Panzenberg wurde die Fördermenge dafür um 1 Mio. m³ reduziert. Diese Reduktion reicht jedoch nach wie vor nicht, um die Schädigung vor Ort zu stoppen. Weitere Grundwasservorkommen im Stadtgebiet können aus verschiedenen Gründen nicht genutzt werden.

Bleibt noch das stillgelegte Wasserwerk Wulsdorf bei Bremerhaven. Dieses wurde 2016 außer Betrieb genommen. Seitdem sorgt der gestiegene Grundwasserpegel dort vor Ort für Probleme. Was an einer Stelle zu wenig ist, ist an anderer zu viel. Zwischen Bremen und Bremerhaven gibt es bisher jedoch keine Trinkwasserleitung. Diese zu bauen, wäre vor allem kostspielig. Die Gutachtenlage zu Kosten und Beeinträchtigung von Umwelt und Natur ist bisher jedoch nicht ausreichend.

Wassersparen im Alltag

Deshalb ist es durchaus sinnvoll, auch hier im vermeintlich regnerischen und nassen Bremen Trinkwasser zu sparen. In Bremen fallen im langjährigen Mittel (1991 bis 2020) jährlich 764 mm/m² Niederschlag. 2021 waren es nur 680 mm/m². In Deutschland waren es 2021 im Schnitt 805 mm/m². Die Niederschläge, welche auch die Grundwasserneubildung fördern, fallen vornehmlich im Winterhalbjahr.

Mit Unterstützung der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft wurden durch den BUND bereits viele Trinkwasser-Sparmaßnahmen in öffentlichen und privaten Betrieben und Institutionen (Schulen, Studentenwohnheimen, Pflegeeinrichtungen, Kindergärten, Sportvereinen u.a.) umgesetzt. Der Wassergebrauch konnte in den jeweiligen Einrichtungen meist zwischen 20 und 40 Prozent gesenkt werden.

Eine aktuelle Broschüre zum Thema Wassersparen mit unseren Tipps finden Sie hier.

Falls Sie Interesse an einem „Wasserspar-Check“ in ihrer Einrichtung haben, melden Sie sich bitte bei Katharina Müller.

 

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