BUND Landesverband Bremen

Der Feldhase: jede Menge Nachwuchs, aber keine Eier

Aufmerksam und scheinbar bewegungslos kauert der Hase in der selbstgegrabenen Sasse, einer seiner vielen flachen Mulden im Boden. Droht Gefahr in Form von Räubern, düst er mit einer Geschwindigkeit von bis zu 80 km/h und mit bis zu zwei Meter hohen Sprüngen davon. Doch was er nicht ahnt: viel gefährlicher für ihn ist die moderne Landwirtschaft. Seit den 1960er Jahren geht die Populationsentwicklung des Feldhasen in weiten Teilen Europas zurück. In Deutschland gilt unser Ostersymbol daher als „gefährdet“.

 

Übrigens sind Feldhasen nicht mit Kaninchen zu verwechseln. Hasen sind größer und haben kräftige Hinterläufe, deutlich längere Ohren mit einer schwarzen Spitze und gelblich-graubraunes Fell. Und im Gegensatz zu den Kaninchen haben sie keinen unterirdischen Bau. Nur zur Paarungszeit im Frühjahr sieht man Hasen in Gruppen, ansonsten sind sie Einzelgänger. Bei der Partnerwahl ist die Häsin sehr anspruchsvoll: ein Rammler muss in Wettläufen und Boxkämpfen erstmal ausreichend Kraft und Ausdauer an den Tag legen, um die Gunst der Häsin zu erlangen. Fremd geht sie ihm dann aber dennoch: oft trägt sie gleichzeitig die Kinder verschiedener Väter. Die ein bis sechs Jungen pro Wurf kommen zwischen März und Oktober behaart und sehend zur Welt.

 

Um nicht die Aufmerksamkeit von Raubtieren zu erregen, kommt die Häsin nur etwa zweimal am Tag zum Säugen vorbei. Verlassen scheinende Junghasen sollten Sie daher weder anfassen noch mitnehmen. Lauert Gefahr, verharren die Junghasen regungslos in ihrer Sasse. Auch die alten Hasen warten bis zum letzten Moment bewegungslos am Boden, bevor sie aufspringen und davonrennen. Gegen viele Fressfeinde funktioniert diese Strategie hervorragend. Geradezu verhängnisvoll hingegen wird es, wenn ein großes Mähgerät anrückt. Alljährlich fallen viele Junghasen dem Kreiselmäher zum Opfer. Einige Landwirte kooperieren daher schon mit den ortsansässigen Jägern die dann vor dem Mähgerät laufend die Hasen verscheuchen.

 

Ebenfalls außerordentlich negativ wirken landwirtschaftliche Monokulturen und häufiger Gifteinsatz auf die Hasenbestände. Der Hase braucht lebensnotwendig eine abwechslungsreiche Kräutermenge, u.a. auch bekannt als sogenannte „Hasenapotheke“. Ein langfristig guter Hasenbestand ist zugleich ein Hinweis auf eine einigermaßen intakte Landschaft. Bremen hat im Vergleich zu umliegenden, intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebieten relativ gute Hasenbestände aufzuweisen. Einen erheblichen Beitrag zu dieser Situation leisten die großflächigen Bremer Naturschutzgebiete. Hasen lassen sich in Bremen besonders gut im Hollerland oder in den Borgfelder Wümmewiesen beobachten. Und an Ostern besonders – aber ohne Eier!

Feldhase vor Wildkameraim Bremer Blockland. Hase nutzt einen Steg über ein Fleet um einen Graben zu überqueren.  (Arno Schoppenhorst)

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