Containerschiffe auf der Weser
(G. Wietschorke, BUND Bremen)
Die Wesermündung ist in weiten Teilen als europäisches Naturschutzgebiet benannt. Durch die Flussvertiefungen der Vergangenheit befinden sich aber viele typische Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten in einem unzureichenden bis schlechten Erhaltungszustand. Und obwohl die Verpflichtung besteht, einen guten ökologischen Zustand herzustellen, würde durch eine erneute Außenweservertiefung das genaue Gegenteil erreicht. Dass es durch eine Vertiefung zu ökologischen Verschlechterungen kommt, ist unstreitig: Erhöhung von Tidenhub (also der Wasserstandsdifferenz zwischen Ebbe und Flut) und Strömungsgeschwindigkeiten, flussaufwärts gerichtete Verschiebung der Brackwasserzone und Verschlickung der biologisch besonders produktiven Flachwasserzonen sind solche Negativveränderungen, die das Überleben schützenswerter Tiere und Pflanzen weiter erschweren.
Vertiefungsbefürworter wollen diese gravierenden ökologischen Nachteile jedoch in Kauf nehmen, um die dringend benötigte Verbesserung der Erreichbarkeit des Bremerhavener Containerterminals für sehr große Containerschiffe (ULCV – Ultra Large Container Vessels) zu ermöglichen. Aber besteht dieser Verbesserungsdruck tatsächlich? WWF und BUND haben ein knappes Jahr Tiefgangsdaten für ULCV über das öffentlich zugängliche Schifffahrtsportal marinetraffic.com gesammelt und ausgewertet. Demnach haben 2023 in elf Monaten 475 ULCV die Außenweser bis zum Bremerhavener Containerterminal befahren. Die gewonnenen Daten führen WWF und BUND zu folgenden Einschätzungen:
- Eine weitere Vertiefung ist überflüssig, weil die heute schon möglichen Tiefgänge nicht ausgenutzt werden.
- Eine erweiterte tideunabhängige Erreichbarkeit für 13,5 Meter tiefgehende Schiffe ist nicht ausschlaggebend für die Erreichbarkeit Bremerhavens durch Großcontainerschiffe.
- Schon heute hat Bremerhaven sowohl für einlaufende als auch für auslaufende Containerschiffe deutlich bessere Tiefgangsoptionen als der Hamburger Hafen - selbst nach der jüngsten Elbvertiefung.
Wie sich diese Einschätzungen im Detail herleiten, wird im Positionspapier „KEIN BEDARF an weiterer Vertiefung der Außenweser“ dargelegt.
WWF und BUND sehen nach Sichtung der tatsächlichen Tiefgangsdaten von Großcontainerschiffen auf der Außenweser keine tragfähige verkehrliche und ökonomische Begründung für eine Außenweservertiefung, die auf jeden Fall mit gravierenden Schäden des Ökosystems verbunden wäre. Sie fordern die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern auf, von der Außenweservertiefung Abstand zu nehmen.