BUND Landesverband Bremen

Auch Autofahrer müssen atmen

27. April 2011 | Klimaschutz, Mobilität

Umweltzone rettet Menschenleben

Bremen, den 27.04.2011. Jetzt hat sich im Wahlkampf der Bürgerschaftswahlen auch SPD Wirtschaftssenator Günthner aufgemacht und geht bei den Autofahrern auf Stimmenfang. Dazu bringt er ebenso wie die Handelskammer, die Bremer CDU und FDP die Abschaffung der Umweltzone in Bremen ins Gespräch. „Wer das fordert, muss aber auch sagen, wie ohne Umweltzone die Schadstoffgrenzwerte in Bremen für Feinstaub und Stickstoffdioxid eingehalten werden sollen. Diese Antwort bzw. klare Konzepte bleiben die Gegner der Umweltzone den Bürgern aber nach wie vor schuldig“, so Dr. Georg Wietschorke, stv. Geschäftsführer des Bremer BUND und weiter: „Offensichtlich ist in den Köpfen nicht hängen geblieben, dass die Umweltzone eingerichtet wurde, weil eben Grenzwerte überschritten wurden und Bremen durch diese Maßnahme ein Vertragsverletzungsverfahren seitens der Europäischen Union mit hohen Strafzahlungen vermieden hat. Alternativen wären weitaus drastischere Maßnahmen wie Fahrverbote bei dicker Luft oder aber beispielsweise auch eine City-Maut gewesen!“

Der Bremer Umweltzone Wirkungslosigkeit zu attestieren, entbehrt zudem jeder Datengrundlage. Die volle Wirksamkeit kann erst nach Einführung der letzen Stufe im Sommer 2011 messtechnisch untersucht werden. Sie vorher abzuschaffen würde bedeuten, das Geld für die Einrichtung wäre zum Fenster herausgeworfen.

Schon heute verhindert die Umweltzone z.B., dass hoch emittierende Lkw in die City und die Neustadt einfahren dürfen, die ca. 50% der motorbedingten Feinstäube produzieren, obwohl sie nur 5% Verkehrsanteil haben. Pkw sind ohnehin nur noch im einstelligen Prozentbereich betroffen. Die Abschaffung würde auch alle diejenigen bestrafen, die sich im Hinblick auf eine verlässliche Umweltpolitik in Bremen ein saubereres Fahrzeug angeschafft haben.

Es scheint auch einfach nicht in die Köpfe der Gegner zu gehen, dass es gerade die ultrafeinen Partikel aus dem Dieselruß sind, die extrem giftig für uns alle sind – auch für Autofahrer - selbst wenn sie in der Gesamtmasse nur einen relativ geringen Anteil haben. Bei Luftmessungen werden aber alle Partikel mit einem Durchmesser bis zu 10 Mikrometern erfasst. Ein einziges Partikel mit 8 Mikrometer Durchmesser wiegt beispielsweise genauso so viel wie 512 Millionen ultrafeine hochgiftige Partikel mit 0,01 Mikrometern aus dem Dieselmotor, wird aber messtechnisch gleich bewertet! Bislang ein ungelöstes Problem.

Eine Langzeitstudie von Prof. Erich Wichmann vom Helmholtz Zentrum München ergab, dass sich bei Frauen, die näher als 50 Meter an einer Hauptverkehrsstraße lebten, die allgemeine Sterblichkeit um fast 40 Prozent erhöht. Das Risiko, an einer Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankung zu versterben, stieg sogar um fast 80 Prozent! Darum ist es besonders wichtig, gerade diese ultrafeine Partikelfraktion zu reduzieren. In der Umweltzone in Berlin sank 2010 nach Beschränkung der Einfahrt auf Fahrzeuge mit grüner Plakette dieser Rußanteil um ca. 60%, was einem Rückgang der PM10 Konzentration insgesamt um ca. 12% entspricht. In der Berliner Umweltzone, in der eine Million Menschen leben, werden dadurch pro Jahr rechnerisch 144 Dieselruß bedingte Todesfälle vermieden.

Der BUND erwartet vom Bremer Senat ein klares Votum für den Erhalt der Umweltzone, solange in Bremen die Luft nicht sauber ist.   

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