BUND Landesverband Bremen

Energiepolitische Heuchelei der Energiekonzerne - BUND fordert statt Offshore-Panik eine echte Energiewende

17. Februar 2012 | Energie

Glaubt man derzeit vielen Zeitungsartikeln, besteht die Energiewende nur aus Offshore-Windparks und Tausenden Kilometern von zusätzlichen Stromtrassen.

Von: Martin Rode
Der Stromriese RWE und der Netzbetreiber Tennet schreien im Chor mit Wirtschaftsverbänden, dass hier die Verfahren beschleunigt werden müssten, weil sonst die Energiewende in Gefahr sei. "Es ist schon ziemlich unverfroren, wenn Konzerne, die noch vor 11 Monaten vehement auf Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke gesetzt haben, jetzt Krokodilstränen vergießen, weil es alles nicht schnell genug gehen würde", stellt der BUND-Vorsitzende Klaus Prietzel fest.

"Hier sollen die alten Abhängigkeiten von fossilen und atomaren Großkraftwerken durch neue Großstrukturen ersetzt werden", analysiert Prietzel. Das sei nicht die Energiewende, für die der BUND zusammen mit Hunderttausenden von BürgerInnen im letzten Jahr gekämpft habe. Und weiter: "Offshore-Windparks finden wir ja grundsätzlich sinnvoll, aber nur als ein größerer Mosaikstein einer viel umfassenderen Energiewende. Dezentrale Erzeugung ließe sich viel schneller und flexibler schaffen als die Gigawattanlagen der Großkonzerne. Das werde an der jetzigen Lage deutlich. Höchstspannungstrassen brauchten nun mal ein erhebliches Maß an Bürgerbeteiligung und Umweltverträglichkeitsprüfung. Gerade Konzerne wie RWE hätten in der Vergangenheit diese beiden Faktoren gerne umgangen, so der BUND.

"Wenn diese Konzerne nicht jahrelang die Energiewende zusammen mit Lobbypolitikern behindert hätten, gäbe es heute in NRW, Hessen und Baden-Württemberg schon viel mehr inländische Windparks, so dass auf einen Großteil der neuen Stromtrassen verzichtet werden könnte", kritisiert Prietzel. Beispielsweise könnte man in vielen Abschnitten der Nordsüdautobahn A7 von Flensburg nach München ohne größere zusätzliche Umweltbeeinträchtigungen Windkraftanlagen aufstellen und aus ihr eine Energieallee machen, die sich hinter keinem Offshore-Park verstecken muss. Zusammen mit Energiespeichern, einer intelligenteren Netzsteuerung und Strom aus Sonne und Biomasse könnte das die Energiewende entscheidend voranbringen. Die Solarstromerzeugung hatte im letzten Jahr ohne große Planungsverfahren und fast ohne Landschaftsbeeinträchtigungen einen Rekordzuwachs von über 7.000 MW Leistung und wirkte laut Bundesnetzagentur selbst im Winter zeitweise schon netzstabilisierend.

Anstatt sich darüber zu freuen wird jetzt im Wirtschaftsministerium angestrengt über eine Deckelung nachgedacht, weil es angeblich nicht bezahlbar sei. Verschwiegen wird dabei, dass ein Teil der Kostensteigerungen durch großzügige Ausnahmeregelungen für energieintensive Industrien entsteht und damit Kosten auf die kleinen Verbraucher abgewälzt werden. So wird man auch nicht den "schlafenden Riesen" einer ernst gemeinten Energiewende wecken, denn durch eine schon jetzt technisch machbare viel höhere Energieeffizienz könnte Deutschland bis zur Hälfte des jetzigen Verbrauchs einfach einsparen. "Entsprechende Initiativen werden aber durch Wirtschaftsminister Rösler und sein Ministerium seit längerem kalt lächelnd blockiert“, empört sich BUND-Energieexperte Prietzel. "Die großen Stromkonzerne können sich weiter über einen steigenden Verbrauch freuen und schreien jetzt mit ihren Offshore-Parks scheinheilig "Haltet den Dieb".“ 

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