BUND Landesverband Bremen

Gift im Garten gang und gebe - BUND Bremen zeigt Alternativen zum Gifteinsatz

03. August 2012 | Stadtnatur, Naturschutz

In der Landwirtschaft läuft ohne Gifte fast gar nichts. Denn ohne den Großeinsatz von Pestiziden lassen sich Getreide oder Gemüse in Monokulturen kaum bis zur Ernte bringen. Noch näher ist uns Großstadtbewohnern aber Gift, das in Privatgärten verteilt wird. Dort werden pro Quadratmeter mehr chemische Dünge- und Spritzmittel eingesetzt als in der Landwirtschaft. Ob gegen Blattläuse, Schnecken oder Wühlmäuse, gegen Moos und die so genannten Unkräuter – Gifteinsatz in Gärten ist immer noch auf der Tagesordnung. Nach einer Studie des Bundesverbraucherministeriums setzen rund 90 % der Kleingärtner und 73 % der Hausgärtner Pflanzenschutzmittel ein. So wurden allein in Deutschland im Jahre 2008 fast 400 Tonnen Pestizide in privaten Gärten ausgebracht.

„Viele wissen nicht, dass die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln außerhalb von gärtnerisch genutzten Flächen wie Beeten, Hecken, Obstwiesen oder Rasen nicht erlaubt ist“, sagt Jörn Hildebrandt, Mitarbeiter beim BUND. „Wer also auf Terrassen, Wegen oder befestigten Plätzen zur Giftspritze greift, macht sich strafbar.“ Und in Bremen ist – bundesweit einmalig - nach der Kleingartenverordnung der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Kleingärten ganz verboten.
Das beliebteste Spritzmittel ist das so genannte Breitband-Herbizid Roundup. Es wirkt gegen jede Art von „Unkraut“ und wird besonders gern von Hobbygärtnern eingesetzt. In der Werbung für das Produkt wird der Rundum-Vernichter als weitgehend harmlos für die Umwelt angepriesen - was offenbar viele Gartenbesitzer glauben. Doch inzwischen haben sich weltweit 21 resistente Unkräuter gegen Roundup entwickelt, und es gibt ernst zu nehmende Hinweise auf krebserregende Wirkungen und schädliche Folgen für die Tierwelt, zum Beispiel die Amphibienfauna. Zwar soll es nur zu Schäden kommen, wenn das Mittel in hoher Konzentration eingesetzt wird, doch niemand kontrolliert, ob Gartenbesitzer sich an die Hinweise auf der Verpackung halten.

Zur Giftspritze greift so mancher aus einer Notlage: Denn viele als „natürlich“ angepriesene Mittel erweisen sich als wenig effektiv: So ist die beliebte Brennnesseljauche gegen Blattläuse kaum wirksamer als klares Wasser. Und der Einsatz von Schmierseife gegen Pflanzenläuse kann die Pflanzen erheblich schädigen. Oft jedoch liegt die Schuld am heftigen Schädlingsbefall beim Gartenbetreiber selbst: Wer übermäßig Stickstoffdünger einsetzt, lockt damit Blattläuse an und kann seine eigene Gesundheit schädigen, da das Gemüse dann oft erhebliche Mengen Nitrat enthält.

Als Alternativen zum Gifteinsatz schlägt der BUND Bremen vor, in Gärten ökologische Prinzipien zu beachten. Stichwort Kreislaufwirtschaft: Die eigenen Garten- und Küchenabfälle lassen sich auf einem Komposthaufen sammeln. Damit steht genügend Substanz für Düngung und Bodenverbesserung zur Verfügung, und man kann auf mineralischen Dünger verzichten.
Stichwort natürliche Düngung: Besonders umweltverträglich ist die so genannte Gründüngung, bei der Pflanzen im Garten ausgebracht werden, die den Nährstoffvorrat im Boden vergrößern - zum Beispiel Lupinen oder der Bienenfreund, auch Phacelia genannt. Diese Pflanzen schaffen zugleich ein Blütenangebot für Bienen, Hummeln oder Schwebfliegen.

Stichwort Mischkulturen: Wachsen mehrere Pflanzenarten im Beet durch- und nebeneinander –  wie Zwiebeln mit Erdbeeren oder Karotten – so fördern sich die Pflanzen gegenseitig. Und aromatische Kräuter im Garten wie Wermut oder Salbei wehren erfolgreich „Schädlinge“ ab: Ihre stark duftenden Inhaltsstoffe vertreiben zahlreiche Insektenarten.
Auch gegen Unkraut lässt sich ganz ohne Chemie etwas tun: Eine Mulchdecke aus Rohkompost unterdrückt den Unkrautwuchs. Und schließlich ist auch das traditionelle Jäten und Hacken immer noch wirksam gegen zu starke Verunkrautung – und bringt im Nebeneffekt den Körper an der frischen Luft wieder in Schwung.

Den wahren Segen aber bringt ökologische Vielfalt im Garten: Hecken, ein Wildnisbereich, Blumenwiesen und nicht zu häufig gemähte Rasen, Obstbäume und viele heimische Kräuter sorgen für artenreiche Tiergemeinschaften aus Spinnen, Schlupfwespen und Kleinvögeln, die alle zusammen als natürliche Regulierer wirken. Ein Schädlingsproblem entsteht dann gar nicht erst. 

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