BUND Landesverband Bremen

Ornithologen-Tagung zu Vogelforschung und Vogelschutz in Bremen

14. September 2023 | Artenschutz, Flüsse & Gewässer, Lebensräume, Naturschutz, Schutzgebiete, Stadtnatur, Tiere und Pflanzen, Weser und Nordsee, Wiesenvogelschutz

Die Jahrestagung 2023 der Niedersächsischen Ornithologischen Vereinigung (NOV) mit dem BUND als Bremer Kooperationspartner fand Anfang September an der Uni Bremen statt. Über 200 Fachkundige aus Niedersachsen und Bremen tauschten sich u.a. über die besorgniserregenden Bestandsentwicklungen vieler Vogelarten in Nordwestdeutschland aus.

Zu Beginn der Tagung wies die neue Bremer Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf auf die umfangreichen Naturschutzbemühungen im Land Bremen hin. In den intensiv betreuten Vogelschutzgebieten sei es gelungen, eine große Zahl seltener Vogelarten zu erhalten. Beispielgebend sei dabei das Wiesenvogelschutzprojekt des BUND Bremen, das im Laufe des Tages ausführlicher vorgestellt wurde.

Thorsten Krüger von der Staatlichen Vogelschutzwarte Niedersachsen zeigte dagegen die großflächig negativen Trends auf, die mittlerweile seit 50 Jahren dokumentiert seien. Besonders besorgniserregend sei, dass seit einiger Zeit auch sogenannte „Allerweltsarten“ deutlich im Bestand zurückgehen würden. Bestandseinbrüche von mehr als 50 Prozent innerhalb von nicht einmal zwei Jahrzehnten gibt es z.B. bei Kiebitz, Star und Feldlerche. Eine ganze Reihe von Vogelarten ziehen sich immer weiter aus der Fläche zurück oder drohen sogar, in den nächsten Jahren in Nordwestdeutschland auszusterben. Die Arten mit positiven Trends könnten die insgesamt deutlich negative Entwicklung in keiner Weise kompensieren. Deshalb brauche Naturschutz einen viel höheren Stellenwert. Eine konsequente Ökologisierung in Land- und Forstwirtschaft sei zwingend erforderlich, um der Entwicklung Einhalt zu gebieten. Immer neue Flächenansprüche nun auch für Gewinnung erneuerbarer Energien verschärfen die Lage zusätzlich.

Und doch gibt es positive Beispiele: Für Bremen zeigte Siecke Martin vom BUND, wie in enger Zusammenarbeit mit den großen Wohnungsgesellschaften, allen voran die Gewoba, der Schutz von Gebäudebrütern bei der energetischen Modernisierung der Häuser baubegleitend funktioniert. Dabei wurden in den vergangenen Jahren an über 500 Wohnblöcken mehr als 3.000 Nistmöglichkeiten neu geschaffen (siehe hier). Arno Schoppenhorst stellte den Weg zum Erfolg im Bremer Wiesenvogelschutzprogramm des BUND vor, wodurch der Bestand dieser europaweit gefährdeten Artengruppe im Bremer Blockland von 200 auf fast 700 Brutpaare angehoben werden konnte (siehe hier).

Die abschließende von BUND-Geschäftsführer Martin Rode geleitete Exkursion führte die Tagungsteilnehmenden auf die Luneplate, Bremens größtes Naturschutzgebiet an der Wesermündung in Bremerhaven. Hier ist durch umfangreiche Naturschutzmaßnahmen ein echtes Vogelparadies entstanden, wovon sich die Vogelkundler*innen live überzeugen konnten. Säbelschnäbler, Seeadler und Goldregenpfeifer sind nur drei Beispiele der langen Beobachtungsliste. Dennoch lauert auch hier die Zerstörungsgefahr in Form des vom Senat geplanten Hafenbauprojektes Energy Port.

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