BUND Landesverband Bremen

Wie wird Bremen zukunftsfähig?

19. Dezember 2008 | Wachstumswende, Rohstoffe und Abfall, Energie

Diskussionsveranstaltung im Bremer Rathaus über „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“

Wie geschehen kann, was geschehen muss, damit Bremen zukunftsfähig wird, das war Thema der Veranstaltung "Zukunftsfähiges Bremen in einer globalisierten Welt" die am Donnerstag, 18.12. im Rathaus stattfand. Anlass der Veranstaltung war die Veröffentlichung der Studie "Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt", die vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gemeinsam mit Brot für die Welt und dem Evangelischen Entwicklungsdienst (eed) herausgeben worden ist.

Einen Rundumschlag über die Herausforderungen in den Zeiten der Globalisierung lieferte der Autor der Studie, Prof. Wolfgang Sachs vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Er zeigte Parallelen auf zwischen der aktuellen Finanzkrise und der globalen Umweltkrise: Problematisch sei vor allem, dass wir "auf Pump" lebten: finanziell und bezogen auf den Umweltverbrauch der Erde. Das mache sich bemerkbar, wenn Kredite platzten. Eine ähnliche Entwicklung befürchtet er, wenn das Klima-Chaos sich weiter verschärft und die fossilen Energien knapper werden. Wichtig sei es dabei, die Strukturen zu verändern: von einer kapitalintensiven, zentralen und fossilen Energieversorgung hin zur dezentralen Solarwirtschaft. Wolfgang Sachs forderte eine Flankierung der Marktwirtschaft mit weltweit geltenden Regeln. Als zentrales Instrument zur globalen Zukunftsfähigkeit benannte er die Menschenrechte. Jeder Mensch habe das Recht auf ausreichende Nahrung, Kleidung und Wohnung. Dabei sei es wichtig, zu verfolgen, welche Folgen unser Handeln hier in anderen Teilen der Erde habe: gerade die Klimakrise verdeutliche das herrschende Ungleichgewicht, weil die Verursacher viel weniger unter den Folgen zu leiden hätten als die Länder des Südens.

Vor knapp 13 Jahren wurde in Bremen die Vorgänger-Studie "Zukunftsfähiges Deutschland" vorgestellt. Mit-Autor damals: Reinhard Loske. Der ehemalige Wissenschaftler ist heute Senator für Umwelt, Bau, Verkehr, Europa - und Entwicklungszusammenarbeit. Ist er nun vom Wissenden zum Handelnden geworden? Die Herausgeber und ehemaligen Kollegen forderten vom Senator, sich auch in Bremen für eine nachhaltige Entwicklung einzusetzen. Angelika Zahrnt, Ehrenvorsitzende des Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) betonte: "Bremen startet im Bereich Klimaschutz von einer schlechten Ausgangssituation. Platz 13 im Geo-Ländervergleich zeigt, dass Bremen im Klimaschutz einen großen Nachholbedarf hat." Reinhard Loske machte deutlich, dass der Senat an einem Klimaschutzprogramm arbeite und dass schon jetzt eine Vervierfachung der Produktion erneuerbarer Energien in Bremen erreicht sei. Der Senat setze zudem bei der Beschaffung nun ökologische und faire Kriterien an, dazu zähle die Versorgung der öffentlichen Gebäude mit 100 % Ökostrom.

Bremen ist eine Stadt, die vom Handel lebt und gleichzeitig einer der größten Industriestandorte Deutschlands ist. Viele Unternehmen verdienen ihr Geld mit der Verarbeitung von Naturstoffen, deren Herkunft sich weltweit zurückverfolgen lässt. Danuta Sacher von Brot für die Welt stellte die Verantwortung entlang globaler Produktketten am Beispiel des Kaffees dar: "Dieses Genussmittel ist verantwortlich für große Umweltschäden in den Produktionsländern. Brot für die Welt muss Nothilfe leisten, wenn die Kleinbauern keine auskömmlichen Preise erzielen." Sie forderte, dass Großunternehmen wie Kraft Foods eine Preisgarantie geben, wenn die Produzenten dafür im Gegenzug Arbeitsbedingungen und Umweltstandards einhielten.

Das Bremer Unternehmen Kraft Foods verarbeitet 9 % der globalen Kaffeeproduktion - ein Unternehmen mit einer großen Marktmacht. Kraft-Foods Sprecherin Nicola Oppermann machte deutlich, dass derzeit unter 5 % des weltweit gehandelten Kaffees nach Umwelt- oder Fair-Trade-Richtlinien produziert würden. Auch Kraft Foods habe Kaffee mit einem Umwelt-Siegel im Angebot. Sie stellte die unterschätzte Macht der Verbraucher und die teilweise ruinösen Preise für Kaffee heraus.

Nach zweieinhalb Stunden intensiver Diskussion mit über 200 interessierten Zuhörern war die Veranstaltung zu Ende, nicht jedoch der Gesprächsbedarf: viele Zuhörer diskutierten auf dem Heimweg weiter. Die Veranstalter BUND Landesverband Bremen e.V., Bremer entwicklungspolitisches Netzwerk (BeN), Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz) sowie Brot für die Welt erwarten nun, dass die erforderlichen Umdenkprozesse auch in der bremischen Politik und Verwaltung mit einer breiten Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger vorangetrieben werden. 

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