BUND Landesverband Bremen
Wand mit vielen Nistkästen

Nistkästen für Vögel

Wieso benötigen Vögel überhaupt Nisthilfen? Schließlich gibt es Vögel doch schon viel länger als die vom Menschen angebotenen Behausungen. Inwiefern Nistkästen den Vögeln helfen können, zeigen wir Ihnen hier.

Warum benötigen Vögel Nisthilfen?

Vogelhäuser Vogelhäuser  (Twister104 / pixabay / CC0)

Die meisten Vögel bauen Nester in Sträuchern, Bäumen oder Hecken. Diese Nester werden von den sogenannten Freibrütern angelegt, zu denen unter anderem die Amsel gehört. Andere Arten sind allerdings auf natürliche Hohlräume und deren zusätzliche Schutzfunktion angewiesen, in denen sie ihr Nest bauen können. Diese als Höhlenbrüter bezeichneten Vogelarten besiedelten ursprünglich Aushöhlungen in Bäumen, Hängen oder Felsformationen. Vor allem aber auch Altbäume und Totholz bieten viele Unterschlupfmöglichkeiten für die Vögel. Da diese gerade in städtischen Gebieten aber kaum für die Tiere aufzufinden sind, bieten Nistkästen eine willkommene Möglichkeit, der Wohnungsnot der Vögel entgegenzuwirken.

Dabei ist Nistkasten aber nicht gleich Nistkasten. Verschiedene Arten haben unterschiedliche Ansprüche an ihre Unterkunft. Die Art der Höhle ist somit auch ein entscheidendes Kriterium dafür, welche Vogelarten man damit anlocken kann.

Vollhöhle

Nistkasten mit Meise Kohlmeise an einem Nistkasten  (Silvio / pixabay / CC0)

Eine Vollhöhle ist ein geschlossener Kasten mit einem Einflugloch. Diese Art von Nistkästen wird von einer großen Anzahl verschiedener Vogelarten je anch Größe des Einflugloches angenommen, u.a. Kleiber, Trauerschnäpper, Stare, Mauersegler, Meisenvögel (Kohl-, Blau-, Sumpf-, Tannenmeise) und Sperlinge (Haus-, Feldsperling). Diese Kästen stellen den Ersatz für Spechthöhlen dar, in die die Vogelarten in naturnahen Wäldern eigentlich als Folgenutzer einziehen würden.

Halbhöhle

Als Halbhöhle wird ein Nistkasten bezeichnet, dessen Front im oberen Teil offen ist und wegen des stärkeren Lichteinfalls gerne von Bachstelzen, Hausrotschwänzen und Grauschnäppern angenommen wird. Durch die große Öffnung sind die Halbhöhlen allerdings relativ anfällig für Fressfeinde. Damit dennoch sicher gebrütet werden kann, sollten die Nistkästen eher lang als hoch sein, um einen geschützten Platz im hinteren Teil der Höhle gewährleisten zu können. Als Standorte bieten sich eher große Gärten oder Schrebergärten an. Ganz große Halbhöhlenkästen an hohen Gebäuden werden dagegen gerne von Turmfalken angenommen, auch in der Stadt.

Nischenbrüterhöhle

Schwalbennester am Haus Schwalbennester  (Hans / pixabay / CC0)

Die Nischenbrüterhöhle stellt sozusagen  einen Kompromiss zwischen Halb- und Vollhöhle dar. Zwar handelt es sich dabei um einen geschlossenen Nistkasten, allerdings sollten zwei etwas größere längsovale Einfluglöcher den Eingang für die Vögel weisen. So dringt einerseits relativ viel Licht ins Innere, andererseits sind die Tiere im Inneren des Nistkastens dennoch gut vor Fressfeinden geschützt. Nischenbrüterkästen besitzen teilweise eine Art Vorraum und einen etwas weiter hinten und tiefer gelegeneren Brutplatz. Angeflogen werden diese Nisthilfen vor allem von Gartenrotschwanz, Rotkehlchen, Feld- und auch Haussperling.

 

Weitere Nistkastenformen

Neben Halb-, Voll- und Nischenbrüterhöhlen gibt es natürlich noch weitere Arten der Bewohnung unter den zahlreichen heimischen Vogelarten. So bauen Wald- und Gartenbaumläufer ihre Nester z.B. in Spalten abgeplatzter Rinde an Bäumen oder ähnlichen Ritzen an Gebäuden. Auch für diese Vögel gibt es Spezialkästen, die den Wohnraum am Baumstamm imitieren sollen. Für Mehl- und Rauchschwalben gibt es dagegen Nisthilfen, die ein aus Lehm gebautes Nest nachahmen. 

Praktische Tipps zum Aufhängen von Nisthilfen

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Material

Bei der Materialwahl des Nistkastens sollten Sie auf Holz oder Holzbeton bzw. Pflanzbeton zurückgreifen. Bei entsprechender Wandstärke bieten diese Materialien das beste Innenraumklima und sind zudem noch atmungsaktiv. Nistkästen aus Holz- oder Pflanzbeton sind zudem überaus widerstandsfähig und trotzen möglichen Spechtattacken besser. Bei den Holznistkästen ist darauf zu achten, dass das Holz nicht lackiert, lasiert oder mit Holzschutzmitteln behandelt wurde. Naturöle sind dagegen in Ordnung und können verwendet werden.Generell sollte man zudem berücksichtigen, dass die Innenwände nicht zu glatt sind, damit die flüggen Jungvögel auch ohne Probleme aus ihrem Nest kommen können. Auf Materialien wie Kunststoff oder Blech können Sie verzichten. Diese sind nicht atmungsaktiv, bieten kein gutes Wohnklima und sind viel zu glatt.Jedoch bietet ein Blech um das Einflugloch einen Schutz gegen das Aufhämmern von Fressfeinden, v.a. vom Specht.

 

Höhe

  • Im Garten, umzäunte Grünflächen:                           1,5 bis 1,8 m (Augenhöhe)
  • Ansonsten:                                                                    2,8 bis 3,5 m
  • Mauersegler:                                                                 ab 4 m mit freiem Anflug
  • Großvögel wie Turmfalke:                                           je nach Gebäudetyp, ab ca. 10 m
Zeitpunkt des Aufhängens

  • Ab Herbst, da die Kästen im Winter bereits z.B. von Meisen als Schlafstube genutzt werden können. Dafür kann man ein größeres Bündel trockenes Moos (ohne Erde) oder Grashalme als Untergrund schon hineinlegen.
Fluglochausrichtung

  • Optimal nach Südosten
  • Auch Süden oder Osten ist möglich, wenn der Aufhängeplatz windgeschützt und nicht direkt sonnenexponiert (Hitzeschlaggefahr!) ist  
Reinigung

  • Nicht zwingend notwendig – macht in der Natur auch keiner, reduziert aber deutlich den Parasitenbefall und schafft im Frühjahr eine leere Höhle auch für einen möglichen Neubezug
  • Wer trotzdem möchte, ab Mitte September (mit ausreichend Materialersatz für "Winterschläfer") oder Ende Januar/Februar ganz leer machen
  • Nur mit Handfeger oder Bürste leeren, keine chemischen Mittel verwenden!
  • Bei starker Verschmutzung: Ausspülen mit Wasser und etwas Neutralseife  
Aufhängung

  • Alunagel statt Kupfer- oder Stahlnagel, um den Baum zu schützen (verursacht keine nennenswerte Baumbeschädigung und ist leicht entfernbar)
  • Alternativ mit Bügel oder Ösen als Halterung. Beim Wachstum darauf achten, die Halterung zu lockern, um das Einwachsen in den Baum zu verhindern.
Katzen- und Marderschutz

  • Erwägenswert, wo z.B. viele Hauskatzen streunen
  • Vorbauten vor dem Loch, Spitzdächer oder lichtdurchlässige Vordächer können mehr Sicherheit bringen, insbesondere bei Halbhöhlenkästen
  • Spezielle Katzenabwehrgürtel aus dem Fachhandel, die um einen Baumstamm montiert werden, um ein Hochklettern zu vermeiden
  • Plastikfolie von min. 50 cm Breite um den Stamm montieren (zu glatt für Krallen beim Hochklettern)  
Anzahl/Verteilung der Kästen

  • Abhängig vom Lebensraum und Umgebung
  • Nisthöhlen können auch als Übernachtungsplatz und Nahrungsdepot genutzt werden, daher sind bestenfalls rund 60-70 % der Kästen für Nester besetzt, die anderen aber nicht zwingend ungenutzt!
  • Vorschlag: 60 % mit einem Lochdurchmesser von Ø 30-45 mm (z.B. Kohlmeise, Kleiber, Gartenrotschwanz, Haussperling, Star, Fledermäuse); 20 % Ø 26-29mm (z.B. Blaumeise, evtl. Zaunkönig); 20 % Halbhöhlen (z.B. Hausrotschwanz, Bachstelze, Grauschnäpper, evtl. Rotkehlchen, Zaunkönig)  
  • Die höchste Annahmerate haben die „Kohlmeisenkästen“ (Ø 34 mm) 

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