BUND Landesverband Bremen

Lebensraum Nordsee

Artenreiches flaches Küstenmeer

Die Nordsee ist mit 575.000 km2 und einer Durchschnittstiefe von 94 Metern ein relativ flaches Randmeer im Norden Europas. Trotzdem gehört sie zu den biologisch produktivsten Meeresregionen der Welt. Ihr Fischreichtum bildete seit Jahrhunderten die wichtigste Nahrungsgrundlage der Küstenbevölkerung aus sieben Anrainerländern.

Auch wenn die Nordsee auf den ersten Blick in weiten Teilen einer unterseeischen Sand- und Schlickwüste ähnelt, sorgen warme Meeresströmungen und ein hoher Nährstoffeintrag durch die Flüsse für günstige Wachstumsbedingungen für zahlreiche Algen. Von ihnen ernähren sich unzählige andere Planktonorganismen wie kleine Krebse, Fischlarven und Juvenilstadien von Stachelhäutern (Echinodermata), zu denen Seesterne und Seeigel gehören. Diese Kleinstlebewesen bilden die Nahrungsgrundlage für Herings- und Sprottenschwärme, die wiederum von Kabeljau und Seelachs gejagt werden. Insgesamt sind ungefähr 230 Fischarten in der Nordsee heimisch. An der Spitze der Nahrungskette stehen in der Nordsee Robben, Schweinswale, Haie aber auch große Vögel wie der Basstölpel.  
Neben Watt und Sandbänken beherbergt die Nordsee andere wichtige Lebensräume wie Seegraswiesen, Kelpwälder, Muschelriffe und vor der Küste Norwegens sogar Kaltwasserkorallenriffe. 

Menschliche Aktivitäten gefährden Meeresumwelt

Stau auf der Nordsee

Der Mensch beeinflusst durch unterschiedlichste Aktivitäten die Meeresumwelt. Die Konsequenzen für Flora und Fauna sind teils dramatisch. Die Überfischung durch die Fischerei, Chemikalien- und Nährstoffeinträge und auch Sand- beziehungsweise Kiesentnahmen werden schon länger aufgrund der unübersehbaren negativen Folgen vom BUND kritisiert.  
Weitere Belastungen der Meeresumwelt ist Lärm durch Schiffsverkehr und Bauprojekte oder auch die Öl- und Gasförderung. Der Effekt von Offshore-Windparks, vor allen Dingen auf die Meeressäuger in der Nord- und Ostsee, ist ebenfalls noch weitestgehend unbekannt.  
Hinzu kommt noch eine erhebliche Veränderung der Lebensgemeinschaften in unseren Meeren als Folge des Klimawandels.

Für den BUND ist besonders wichtig, die Schutzgebiete an und in unseren Küsten und Meeren endlich wirklich vor Eingriffen zu schützen. Der BUND fordert daher: Endlich Schutz für Natura-2000-Meeresschutzgebiete! Außerdem muss die europäische Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie konsequenter umgesetzt werden – besonders von Deutschland.   

Die Nordseeschutzgebiete

Viele Tiere orientieren sich bei ihren Reisen nur sehr selten an Länder- oder Schutzgebietsgrenzen. Bestes Beispiel sind die vielen Zugvögel, die sogar den Kontinent wechseln. Dies erschwert den Vogelschutz und hat bei der Europäischen Union zu der Einsicht geführt, dass ein länderübergreifender Ansatz notwendig ist. So wurde 1995 das Projekt eines EU-weiten Schutzgebietssystems mit dem Namen NATURA 2000 ins Leben gerufen. Das Schutzkonzept schließt Land und Meer gleichermaßen ein. Das große Ziel ist der Erhalt der biologischen Vielfalt in Europa und die Vereinheitlichung der Schutzregeln in diesen Gebieten.

Gemeldet werden die Natura 2000 Gebiete von den Staaten selbst. Als Kriterium gelten Verbreitungsgebiete von als besonders schützenswert klassifizierten Arten oder Lebensräume. Für den Lebensraum Meer sind dies vor allem Gebiete, in denen Meeressäuger oder seltene Vögel und Fische vorkommen oder auch empfindliche Habitate wie Riffe und Sandbänke.
In Deutschland gehören 14% der Landflächen und 31% der Meeresfläche zu diesem Netzwerk. 

 

Die Doggerbank

Mit einer Ausdehnung von 300 km in Ost–West- und 150 km in Nord-Süd Richtung ist die Doggerbank die größte Sandbank der Nordsee. Sie liegt ziemlich genau in der Mitte der Nordsee und entstand aus Ablagerungen der großen eiszeitlichen Flüsse. Dies ist gleichzeitig die Stelle, an der die eher warmen Wassermassen aus der südlichen Nordsee mit den kälteren Wassermassen aus dem Norden zusammentreffen. Solche Grenzgebiete zeichnen sich durch eine sehr hohe Produktivität und große Vorkommen von Plankton aus.  
Das gute Nahrungsangebot bildet die Grundlage für den Fischreichtum in diesem Gebiet. Auch Seehunde und Schweinswale jagen hier regelmäßig.  
Die Doggerbank ist nach der FFH-Richtline ein schützenswerter Lebensraumtyp Sandbank. Sein günstiger Erhaltungszustand soll daher bewahrt oder wieder hergestellt werden. Hier sind insgesamt 38 „Rote Liste“-Arten nachgewiesen worden.  

Borkum Riffgrund

Borkum Riffgrund ist ein kleines sehr artenreiches Schutzgebiet. Es soll eine Art Trittstein für die Wiederausbreitung gefährdeter Arten sein. Besondere Bedeutung kommt diesem Gebiet für Makrozoobenthosarten zu. Damit sind alle Tiere, vor allem Würmer, Schnecken, Krebse und Muscheln, gemeint, die am und im Boden leben und größer als 1 mm sind. Bis jetzt konnten 165 Arten nachgewiesen werden. Außerdem kommen in diesem Gebiet einige stark vom Aussterben bedrohte anadrome Fischarten (Meeresfische, die zum Laichen ins Süßwässer ziehen) wie die Finte vor. Aber auch Schweinswale und Robben ziehen immer wieder durch dieses Gebiet.

Sylter Außenriff

Das Sylter Außenriff befindet sich am östlichen „Ufer“ des ehemaligen Elbe Urstromtals und beinhaltet auch die Amrumbank. Das Gebiet zeichnet sich durch eine außerordentliche Vielfalt an Habitattypen aus. Grob bis feinsandige Sandbänke werden immer wieder von kleinen Geröllflächen unterbrochen. Dieser Habitatreichtum bietet Sandbankgemeinschaften ebenso ein Zuhause wie den auf Hartsubstrat angewiesenen Riffgemeinschaften. Zudem ist hier wohl der beste Beobachtungsplatz für Schweinswale in der Deutschen Nordsee. In keinem anderen Schutzgebiet wurden bisher mehr Schweinswale gezählt. Aber auch viele bedrohte Seevögel haben hier ihre Jagdreviere.  

Östliche Deutsche Bucht

Die Östliche Deutsche Bucht ist für den Schutz der Seevögel von besonderer Bedeutung. Sie dient unter anderem Sterntauchern, Prachttauchern, Zwergmöwen und verschiedenen Seeschwalbearten als Nahrungs- und Überwinterungsgebiet. Aber auch Sturmmöwen, Eissturmvögel, Basstölpel, Dreizehenmöwen, Trottellummen und Tordalke nutzen dieses Gebiet als Rastplatz während ihrer Wanderungen.      

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