BUND Landesverband Bremen

Lebensraum Wattenmeer

Land versinkt im Meer - zweimal am Tag

Wer an die Nordseeküste kommt, sieht meist als erstes Schlick: Das Wattenmeer. Der zum UNESCO Weltnaturerbe zählende rund 9500 km2 große Nationalpark Wattenmeer erstreckt sich vom Deich über die Dünen, die Salzwiesen, das Watt bis hin zu den vorgelagerten Inseln und noch ein kleines Stück darüber hinaus - fast die gesamte deutsche Nordseeküste entlang.

Das Wattenmeer ist geprägt durch die Gezeiten. Im Takt von 12 Stunden und 25 Minuten kommt und geht das Meer. Die Gezeiten schaffen so einen dynamischen Lebensraum, der sich andauernd verändert. Ständig tauchen neue Sandbänke auf und werden alte abgetragen. Zusätzlich bewirkt der Küstenstrom, dass die friesischen Inseln langsam Richtung Osten wandern.

Das pralle Leben im Boden, auf dem Boden und im Wasser

Geprägt von diesen Schwankungen von Wasser, Temperatur, Salz und Licht hat sich ein einmaliger üppiger Lebensbereich entwickelt. Rund 10.000 Arten von einzelligen Organismen, Pilzen, Pflanzen und Tieren wie Würmer und Muscheln, Fische, Vögel und Säugetiere leben hier. Jedes Jahr legen 10 bis 12 Millionen Vögel auf der Durchreise von den Brutgebieten in Sibirien, Skandinavien oder Kanada zu ihren Überwinterungsgebieten in Westeuropa und Afrika eine Rast im Wattenmeer ein. Für diese weite Reise fressen sie sich hier Fettpolster an. Nur im Wattenmeer finden sie genug Nahrung, um die Tausende Kilometer lange Reise machen zu können.

Das Wattenmeer ist einer der produktivsten Lebensräume der Erde.
Aufgrund des hohen Naturschutzwertes betreiben die Anrainerstaaten Niederlande, Deutschland und Dänemark den trilateralen Schutz des Wattenmeeres nach gemeinsam formulierten Zielen. Trilaterale Regierungskonferenzen zum Schutz des Wattenmeers sind etabliert, das Gebiet selbst ist als Weltnaturerbe von der UNESCO anerkannt. Das gemeinsame Wattenmeersekretariat (Common Wadden Sea Secretariat, CWSS) in Wilhelmshaven unterstützt die drei Staaten in ihrer Zusammenarbeit. Im deutschen Teil des Wattenmeeres ist nahezu die gesamte Watt- und Wasserfläche zwischen den Festlandmarschen und den Inseln als Nationalpark und Biosphärenreservat geschützt. Zum Teil sind auch unbesiedelte Bereiche der Inseln enthalten oder sie sind Naturschutzgebiet. Weiterhin ist das Wattenmeer als Weltnaturerbe bei der UNESCO anerkannt.

Trotz des gesetzlichen Schutzes wird der Naturschutz im Wattenmeer oft nachrangig behandelt. Die Inseln werden als Erholungsgebiet mit verschiedensten Freizeitaktivitäten und Formen des Urlaubsverkehrs genutzt; die eingedeichten Marschen werden landwirtschaftlich genutzt. Neben Tourismus, Küstenschutz und Landwirtschaft sind Fischerei, Schifffahrt, Flugverkehr, Gas-, Öl- und Kiesabbau und auch das Militär einflussreiche Nutzer. Einige dieser Einflüsse bzw. die Kombination aus diesen führt zu Verschiebungen im Artenbestand: seien es Massenvermehrungen eingeschleppter Arten oder das Verschwinden empfindlicher Organismen. Neben auffälligen langfristigen Veränderungen gibt es auch schwer wahrnehmbare Beeinträchtigungen des Nährstoff- und Sedimenthaushaltes. Es ist zu beobachten, dass sich die aktuelle Artenzusammensetzung des Wattenmeeres, insbesondere in Kombination mit eingeschleppten Arten und den Folgen der Klimaänderung, zusätzlich verändert. 

BUND im Wattenmeerschutz aktiv

Seit über 100 Jahren sind Naturschutzverbände im Wattenmeer für den Erhalt dieses besonderen Lebensraumes aktiv. Heute finden hier intensive naturschutzfachliche Betreuungen und eine ausgeprägte Bildungsarbeit statt. Dazu gehören auch die BUND Nationalparkhäuser, die hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.

Hauptziele der BUND Aktivitäten im Wattenmeer sind:

  • Die natürliche Dynamik des Ökosystems für kommende Generationen der dort vorkommenden Lebewesen zu erhalten bzw. notwendige Rahmenbedingungen für diese zu schaffen.
  • Nutzungen oder Gefährdung durch Einträge auszuschließen, die mit dem Schutzzweck des Gebietes unvereinbar sind.
  • Eine Sicherung und Ausbau von Bildungs- und Besuchsangeboten/Informations- und Erlebnis Angebote/Besucher*innenangebote, die mit dem Schutzzweck vereinbar sind.
  • Eine Verstärkung und Festigung des trilateralen Meeresschutzes von Seiten der Umweltverbände, da das Wattenmeer über die Grenzen hinaus als Ganzes geschützt werden muss.   

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