BUND Landesverband Bremen

Wenn im Spätherbst die Uferschnepfen längst schon die westafrikanischen Feuchtgebiete erreicht, die Landwirte ihren letzten Wiesenschnitt eingefahren und die Kühe wieder aufgestallt haben, ist die Wiesenvogelschutzarbeit noch nicht zu Ende. Im Gegenteil: Damit die Vögel im nächsten Frühling wieder attraktive Brut- und Nahrungshabitate vorfinden, werden jetzt überall Gewässer gepflegt, neue Flutmulden angelegt und störende Gehölze beseitigt.

Kleingewässer freilegen; stark verkrautete Ufer schlegeln

Freischlegeln zugewachsener Kleingewässer mit dem Teleskopmulcher Freischlegeln zugewachsener Kleingewässer mit dem Teleskopmulcher  (Arno Schoppenhorst)

An den sumpfigen, zugewachsenen Kleingewässern, wo die Landwirte mit ihren Mähwerken nicht rankommen, rückt nun ein Traktor mit langem Teleskopmulcher an. Mit dem kann er die völlig zugewachsenen Kleingewässer freischlegeln und die Binsenunfer an den langen Flutmulden nachmähen. Im Blockland sind dies auch hunderte dieser winzigen Kratergewässer, - enstanden durch Bombenabwürfe am Ende des 2. Weltkriegs, heute wichtige Nahrungshabitate für Wiesenwatvögel.

"Wir machen das seit 2012, achten hierbei natürlich auch auf seltene Pflanzen und Amphibien und stimmen uns dazu ebenfalls mit den Revierjägern ab", so der Hinweis von Arno Schoppenhorst, Schutzgebietsbetreuer im Blockland. Erfahrungsgemäß locken die freigemähten Kleingewässer im nächsten März wieder brutbereite Limikolen an und tragen dann im Mai erheblich zum Bruterfolg bei. 

Neue Blänken, Flutmulden und Kleingewässer anlegen

Neuanlage einer langen, flachen Flutmulde mit der Fräse  (Arno Schoppenhorst)

Neuanlage langer Flutmulden im Grünland

Flutmulden sind sehr flache, 4-6 m breite und bis zu 800 m lange Vertiefungen im Grünland, die mit der Fräse oder dem Bagger angelegt werden. In der Brutzeit der Vögel sammelt sich dort das Regenwasser, bei längerer Trockenheit wird bei Bedarf auch Wassser zugepumpt. Für die Wiesenwatvögel entstehen auf diese Weise hochattraktive Nahrungshabitate.

Im Sommer, wenn die Brutzeit abgeschlossen ist, können das Wasser über ein Grabenrohr abgelassen und die flachen Ufer problemlos in die Wiesennutzung einbezogen werden. Dies ist wichtig, denn die Mulden müssen wie Grünland behandelt werden und dürfen nicht verbrachen.

Blänken werden in diesem Stil seit einigen Jahren im Blockland und seit 2017 auch im Niedervieland im Rahmen des Schutzgebietsmanagements angelegt. In den Oberneulander Feldmarken waren derartige Habitateinrichtungen bislang noch nicht möglich.

Kleingewässer-Modellierung im Brutgebiet Kleingewässer-Modellierung in der Waller Feldmark  (Arno Schoppenhorst)

Kleingewässer anlegen bzw. wiederherstellen

Bei Frost sind die nassen Niedermoor- oder Marschböden gut befahrbar, daher werden jedes Jahr in den Wintermonaten mit dem Bagger einige neue Kleingewässer angelegt oder stark verlandete Kleingewässer (Bombentrichter) neu modelliert. Der Schwerpunkt dieser Maßnahmen, die ebenfalls im Rahmen des Schutzgebietsmanagements umgesetzt werden, lag bisher im Blockland und dort v.a. im Niederblockland und in der Waller Feldmark. Ziel ist die Vergrößerung des Kleingewässerangebotes in Teilgebieten mit noch instabilen Wiesenvogelpopulationen bzw. einem Defizit an Nahrungshabitaten. Auch an diesen Gewässern ist darauf zu achten, dass sie in den Sommern nicht verbinsen oder völlig zuwachsen, denn sonst können Watvögel oder auch Amphibien damit nichts mehr anfangen.   

Beseitigung störender Gehölze

Baumfällung Blockland Jüngere Bäume, die mitten im Blockland stehen und Rabenkrähen als Nistplätze dienen, werden zur Verbesserung der Wiesenvogelhabitate gezielt entfernt  (Arno Schoppenhorst)

Das Beseitigen von Gebüschen oder Fällen von Bäumen ist in der Landschaftspflege und erst Recht im Naturschutz ein heikles Thema. Gehölze stellen schließlich Lebensräume für zahlreiche Tierarten dar. Inmitten der Brutgebiete von Wiesenvögeln haben diese jedoch eine sehr negative Wirkung, denn sie bieten Versteckplätze für beutegreifende Säugetiere und Brutplätze oder Jagdwarten für Mäusebussarde und Rabenkrähen - jeweils hartnäckige Konkurrenten der Bodenbrüter.

Die Folgen: die Prädation wird zu einem großen Problem, stellt unter Umständen den Bruterfolg in Frage. Auch ist zu beobachten, dass die brütenden Vögel immer größere Sicherheitsabstände zu Gehölzstrukturen einhalten. Eine kleine Baumgruppe kann somit ein 300 m weites Umfeld, d.h. ca. 30 ha Feuchtwiesen, für die Offenlandbrüter regelrecht entwerten.

In den letzten 5 Jahren hat der BUND nunmehr in Teilgebieten mit hoher Bedeutung für Uferschnepfen, Rotschenkel oder Brachvögel sukzessive Gehölze entfernen lassen oder in dieser Hinsicht die Landwirte bzw. Jäger unterstützt. Einzelne Hegebüsche - vor 50 Jahren mal für die Reh- und Niederwildhege mitten ins Blockland geplanzt, heute zu üppigen hohen Gehölzinseln herangewachsen - werden neuerdings zusammen mit den Jägern auf den Stock gesetzt. Durch diese Maßnahmen konnten verloren gegangene Brutflächen wieder zurückgewonnen und die Prädationsraten der stark gefährdeten Wiesenvögel effektiv gemindert werden.

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