BUND Landesverband Bremen

Stellungnahme BUND AK Bremen-Nord zum Steingutquartier

Bremen-Nord, 24. Januar 2024. Gewerbe und Wohnen in unmittelbarer Nachbarschaft, so sieht es der Bebauungsplan 1629 Steingut vor. Seit der erstmaligen Vorstellung des Projektes beim Zukunftsforum im Jahr 2021 hat sich das Gesicht des Bebauungsplans jedoch sehr verändert, was unter anderem der GESTRA-Ansiedlung auf dem Gelände zuzuschreiben ist. Damit einher geht eine sehr eindeutige Trennung von Gewerbefläche im Westen und urbanem Raum im Osten, die bei der ersten Planvorstellung in 2021 so nicht gegeben war.

Wohnen und Arbeiten in Nachbarschaft ist grundsätzlich ein erstrebenswerter Ansatz, der durch eine zukunftsorientierte klimafreundliche Bauweise noch gekrönt werden könnte. Ebenso spricht für den aktuellen Bebauungsplan, dass hier auf bereits versiegelter Fläche gebaut wird und eine Neuversiegelung so gut wie nicht vorkommt. Jedoch müssen auch Bauweise und Mobilität klimafreundlich aufgestellt sein, damit das Quartier als zukunftsorientiert und klimafreundlich gelten kann. Und da beginnt der Putz leider sehr zu bröckeln.

Der BUND bemängelt, dass der Bebauungsplan kein autofreies Quartier vorsieht, sondern Autoverkehr auf der gesamten Fläche, auch im urbanen Bereich. Und dass, obwohl das Areal direkt am Schönebecker Bahnhof liegt und dieser aktuell für die Nutzung erweitert wird! Das ist völlig unverständlich und verbaut die einmalige Chance, den Verkehr maßgeblich auf ÖPNV und Radverkehr umzulenken. Hier muss in unseren Augen definitiv nachgebessert werden. Wir fordern deshalb zum einen, dass der Autoverkehr auf dem gesamten Steingutareal komplett den anderen Verkehrsarten untergeordnet abläuft und zum anderen zusätzliche Impulse für den Fahrradverkehr geschaffen werden, darunter Fahrradunterstände und zusammenhängende und sinnvoll geleitete Fahrradwege über das gesamte Steingutareal. Wichtig ist aus unserer Sicht, dass entlang des gesamten Steingut-Quartiers an der Bahnstrecke eine Fahrradstraße errichtet und mit den benachbarten Quartieren verbunden wird, die zukünftig als Teilstück der Fahrradpremiumroute D15 dienen kann und soll.

Zusätzlicher Autoverkehr aus dem Steingutquartier wird zudem die eh schon als Schnellstrecke genutzte Bruno-Bürgel-Straße sowie die stark befahrende Schönebecker Straße zusätzlich belasten - mit der Folge, dass es für Fahrradfahrer*innen noch gefährlicher werden wird, diese verkehrstüchtigen Straßenzüge zu benutzen. Deshalb fordern wir verkehrsberuhigende Maßnahmen im Straßenbereich Bruno-Bürgel- sowie Schönebecker Straße, die die Attraktivität und Sicherheit für Radfahrer*innen und Fußgänger erhöhen. Steingutquartier und die beiden genannten Straßenzüge müssen bei der Verkehrskonzeption und -planung gemeinsam berücksichtigt werden.

Was Solar- und Fotovoltaikanlagen anbelangt, so soll offenbar die Entscheidung darüber, ob diese Anlagen installiert werden, beim Bauträger liegen. Der BUND hält es für unverzichtbar, dass vor dem Hintergrund des Klimawandels die umweltfreundlichen Energiequellen auf allen Gebäuden, also sowohl im Gewerbe- als auch im urbanen Bereich, installiert und genutzt werden.

Der hauptsächlich aus Robinien bestehende Wald im Westen des Areals wird laut aktuellem Bebauungsplan gefällt, um einer Kindertagesstätte Platz zu machen. Die Bäume müssen ersetzt werden. Der BUND fordert, dass für jeden gefällten Baum zwei neue Bäume gepflanzt werden, mindestens jedoch eine 1:1 Nachpflanzung erfolgt, idealerweise direkt im Steingutquartier zwischen der Bebauung. Zum einen sind alte Bäume nicht ersetzbar, was die Artenvielfalt und ihre Wirkung für
Stellungnahme BUND AK Bremen-Nord zum Steingutquartier den Klimaanpassung angeht, zum anderen können die Ersatz-Bäume zwischen den Häusern zukünftig die Funktion der Klimaanpassung vornehmen und an heißen Tagen die Umgebung runterkühlen. Selbstverständlich sollten ausschließlich heimische und den Gebietsansprüchen entsprechende Bäume gepflanzt werden. Für eine ausreichende Bodenbelüftung ist zu sorgen (Bodenbaumscheibe).

Im Zuge der Biodiversitätsförderung sind Maßnahmen für die Neu- und Wiederansiedlung von Gebäudebrüterarten und anderen Tierarten zu schaffen, indem auf dem gesamten Areal an günstigen Stellen Nisthilfen für Vögel und Fledermausnisthilfen angebracht werden. Der BUND verfügt über ausgewiesene Expert*innen auf diesem Gebiet, deren Knowhow bereits bei der Planung mit einbezogen werden sollte, um die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen. Darüber hinaus sind naturnahe Grünzonen zu schaffen, die Insekten und anderen Bodenlebewesen Heimat bieten.

Anke Mirsch & Reinhold Koch

Sprecher*innen BUND AK Bremen-Nord

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