Alles, nur nicht tot!
Totholz im Garten
Was ist Totholz?
Der Lebensraum „Totholz“ umfasst alte, kranke oder abgestorbene Bäume sowie abgebrochene Äste und Wurzeln umgestürzter Bäume. Mit seinen vielen Strukturen – wie Rindentaschen, Baumhöhlen oder Pilzbewuchs – zeigt es sich in den vielfältigsten Formen. Nach und nach wird das feste Holz immer weicher und zerfällt schließlich zu Mulm. In jeder Phase dieses Zerfalls finden zahlreiche Tiere und Pflanzen einen wertvollen Lebensraum.
Leben im Totholz
Sekundäre Höhlen- und Halbhöhlenbrüter wie Blaumeise, Kleiber, Star, Dohle, Hohltaube und Rauhfußkauz sind auf natürliche Baumhöhlen und Totholz angewiesen. Specht- und Faulhöhlen bieten ihnen geschützte Nistplätze und Brutstätten. Doch nicht nur Vögel profitieren von diesen Strukturen – auch Säugetiere wie Eichhörnchen, Siebenschläfer und Fledermäuse nutzen sie als Unterschlupf, sei es für die Ruhephasen am Tag oder zur Überwinterung.
Neben Wirbeltieren besiedeln unzählige Insekten und Pilze das Totholz. Etwa 1350 Käferarten in Mitteleuropa sind direkt oder indirekt auf abgestorbenes Holz angewiesen, sei es zur Fortpflanzung oder als Nahrungsquelle. Zudem zersetzen rund 1500 Großpilzarten das Holz und tragen entscheidend zur Nährstoffrückführung bei. Durch diesen natürlichen Abbau werden wertvolle Mineralstoffe freigesetzt, die in den Boden gelangen und dort das Wachstum neuer Pflanzen unterstützen.
Abbau von Holz
Die Zersetzung von Totholz verläuft in drei Phasen.
1. Besiedlungsphase (ca. 2 Jahre)
In der ersten Phase wird das frische Holz von Pionierinsekten wie Borkenkäfern, Bockkäfern und Holzwespen besiedelt. Sie dringen in die Rinde und das Splintholz ein und beginnen mit ihrer Fraßtätigkeit. Oft arbeiten sie dabei mit symbiotischen Pilzen zusammen, die das Holz zersetzen und als Nahrungsquelle dienen. Durch die Bohrgänge der Insekten lösen sich erste Rindenteile, wodurch das Holz für weitere Organismen zugänglich wird. Spechte spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, indem sie Fraßlöcher hinterlassen, die das Eindringen von Pilzsporen begünstigen und so den Holzabbau beschleunigen.
2. Zersetzungsphase (10–20 Jahre)
In dieser Phase setzt sich der Zerfall des Holzes fort. Die Rinde löst sich vollständig, Äste brechen ab, und Pilze sowie Bakterien übernehmen zunehmend den Abbau. Die Zusammensetzung der Insektenfauna verändert sich: Während sich anfangs vor allem holzbohrende Käferarten wie Feuerkäfer, Schröter und Schnellkäfer ansiedeln, treten nun verstärkt Arten auf, die bestehende Bohrgänge nutzen oder sich von Pilzen ernähren. Auch Fliegen- und Mückenlarven besiedeln den sich zersetzenden Mulm, wodurch eine artenreiche Lebensgemeinschaft entsteht.
3. Humifizierungsphase
In der letzten Phase zerfällt das Holz zunehmend und geht allmählich in den Boden über. Das verbleibende Material besteht vor allem aus den Ausscheidungen der vorherigen Holzbewohner. Jetzt dominieren bodenlebende Zersetzer wie Springschwänze, Milben, Würmer, Schnecken und Asseln, die das organische Material weiter zerkleinern. Pilze spielen eine entscheidende Rolle, indem sie Zellulose und Lignin abbauen und das Holz in Humus überführen. Während des gesamten Zersetzungsprozesses finden sich zudem räuberische und parasitäre Arten, die sich von anderen Holzbewohnern ernähren und so das ökologische Gleichgewicht aufrechterhalten.

Arten von Totholz
Abgestorbene, aber noch stehende Bäume sind für viele Tier- und Pflanzenarten von großer Bedeutung. Sie dienen als Brutstätten, Nahrungsquellen und Rückzugsorte für Vögel, Insekten und Pilze. Wie lange ein toter Baum aufrecht bleibt, hängt in erster Linie von seiner Holzart und Stammstärke ab. Unter günstigen Bedingungen kann er über viele Jahre bis hin zu mehreren Jahrzehnten stabil stehen und wertvolle Lebensräume erhalten.

Umgestürzte Bäume durchlaufen über Jahrzehnte hinweg einen komplexen Zersetzungsprozess, an dem zahlreiche Organismen beteiligt sind. Vor allem holzabbauende Pilze, Käferlarven und Mikroorganismen tragen zum langsamen Abbau bei. Die Geschwindigkeit dieser Zersetzung wird maßgeblich von der Holzart sowie klimatischen Faktoren wie Feuchtigkeit und Temperatur beeinflusst. Bis das Holz vollständig zerfallen ist und in den Boden übergeht, können mehrere Jahrzehnte bis Jahrhunderte vergehen.

Totholzhaufen & -pyramiden anlegen
1. Standort wählen
Ein halbschattiger Platz ist ideal, da er sowohl licht- als auch schattenliebenden Arten zugutekommt. Um Störungen durch Insekten oder andere Tiere zu vermeiden, sollte der Haufen nicht in direkter Nähe zu Wohngebäuden oder Sitzplätzen liegen.
2. Material sammeln
Für einen Totholzhaufen eignen sich abgestorbene Äste, Baumstämme, Zweige und Laub, ebenso wie Schnittgut von Sträuchern oder Bäumen. Altes Holz ist dabei besser als junges, und dicke Stämme bieten mehr Lebensraum als dünne. Laubholz wird von mehr Arten besiedelt als Nadelholz, und besonders wertvoll ist Totholz mit noch vorhandener Rinde.
3. Basis schaffen
Lege größere Äste oder Baumstämme als Unterlage, um Stabilität zu gewährleisten. Die Basis sollte eine Breite von 1–2 Metern haben, je nach gewünschter Größe des Haufens.
4. Schichtung
Baue den Haufen von grob nach fein auf: Zuerst große Äste, dann kleinere Zweige und schließlich Laub. Achte darauf, Hohlräume zu lassen, die Tieren als Versteck dienen. Eine Mindesthöhe von einem Meter bietet ausreichend Lebensraum.
5. Natürliche Gestaltung
Eine Abdeckung mit Moos oder Rinde verleiht dem Haufen ein natürliches Erscheinungsbild und schafft zusätzlichen Lebensraum. Achte darauf, dass die Struktur stabil bleibt und nicht einstürzt.